Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Valdeck“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 940941
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Valdeck. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 940–941. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Valdeck (Version vom 04.08.2022)

[940] Valdeck, Rudolf, Wiener Journalist (eigentlich Rudolf Wagner), wurde im zweiten Jahrzehnt unsers Jahrhunderts in Wien als Sohn des Chirurgen Benedikt W. geboren. Über Erziehung und Studienjahre Valdecks ist nichts bekannt. In den 50er Jahren erscheint er als Mitarbeiter an Kurandas „Ostdeutscher Post“ und wird zuerst durch seinen Streit mit Saphir bekannter. (In einer Kritik der Ristori brauchte V. die Wendung: „Die Grenze der Menschennatur ist die Grenze ihres Darstellungstalentes“; darüber machte sich Saphir in verletzender Weise lustig, indem er „die Grenze der Rezensenten für die Grenze des Narrentums“ ausgab, und V. eröffnete darauf seine Angriffe auf Saphir, die diesem sehr schadeten.) Fortan war V. als Feuilletonist und Theaterreferent der „Ostdeutschen Post“ in geistvoller und freimütiger Weise thätig, bis er zur „Presse“ und dann zur „Neuen Freien Presse“ (1864 gegründet) übertrat. Am 13. Nov. 1867 erschien sein Feuilleton „Über die Bildung unsrer katholischen Geistlichkeit“, das konfisziert wurde. Noch mehr Aufsehen erregte seine Vorlesung in Aussee, im Vorsaale der neuen Rudolfskirche, wo er das Treiben und die Zwecke der Jesuiten in grellsten Farben beleuchtete (19. Dez. 1869). Der Ausseer Kaplan Johann Wöhr erließ gegen V. eine Flugschrift: „Die Jesuiten in Aussee. Ein Denkzettel an Herrn R. V.“ (Graz 1870), die eine Schwurgerichtsverhandlung zur Folge hatte, welche mit der Verurteilung des Kaplans schloß. Bei der Gründung der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ (1881) trat V. in ihre Redaktion, nachdem er einige Jahre ganz geschwiegen hatte; nach dem Niedergang des Blattes wurde er Burgtheaterreferent der „Österr. Volkszeitung“. Er ist einer der Meister des Wiener Feuilletons, und seine Kritik zeichnet sich [941] durch Schärfe im Urteil und Tiefe des Gehaltes aus. V. hat die von Emil Kuh unvollendet hinterlassene Biographie F. Hebbels abgeschlossen.