Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Urginĕa“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 6
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Urginĕa. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 6. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Urgin%C4%95a (Version vom 04.08.2022)

[6] Urginĕa Steinh. (Meerzwiebel), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Zwiebelgewächse mit schaliger Zwiebel, lanzettlichen bis linealischen, meist erst nach der Blüte vollständig sich entwickelnden Blättern, nacktem, schaftartigem Stengel, einfacher Blütentraube, papierartiger, sitzender, kugeliger oder oblonger, tief dreifurchiger Kapsel und flach gedrückten, flügelig gerandeten Samen. 24 Arten in warmen Klimaten, meist am Kap. U. maritima Baker (Scilla maritima L.), mit kugelig eiförmiger, oft mehr als 2 kg schwerer Zwiebel, äußern trocknen, braunroten, innern schleimig-fleischigen, farblosen oder braunroten Schalen, langen, lanzettförmigen, fleischig-krautigen Blättern, vor denselben erscheinendem, bis 1,25 m hohem Blütenschaft mit sehr reichblütiger Traube weißer, sternförmiger Blüten, wächst sehr häufig an sonnigen Küsten des Mittelmeers und in den benachbarten pontischen und atlantischen Uferländern bis in die Bretagne und Normandie, auch auf den Kanaren und am Kap. Die mittlern fleischigen Schalen sind als Bulbus Scillae offizinell und werden besonders auf Malta, in Kalabrien u. Spanien gesammelt. Sie sind nach dem Trocknen hornartig durchscheinend, geruchlos und schmecken schleimig, ekelhaft bitter. Die Zwiebel enthält bis 22 Proz. Zucker (wird daher in Griechenland auf Branntwein verarbeitet), viel Gummi, Schleim, einen Bitterstoff (Scillitin), außerdem Scillain und Scillitoxin (welche wie Digitalin wirken sollen) und sehr spitzige Kristalle von oxalsaurem Kalk, welche auf der Haut Jucken und Brennen erzeugen. Die Meerzwiebel wurde als „Auge des Typhon“ schon von den ägyptischen Priestern medizinisch benutzt. In Frankreich dient sie, mit Butter und Schmalz gekocht, als Ratten- und Mäusegift. Sie wirkt diuretisch, erregt in größern Dosen Brechen und Durchfall und kann, in sehr großer Menge genossen, sogar den Tod herbeiführen. Man benutzt sie als Diuretikum, auch als Expektorans und Brechmittel, früher äußerlich als Hautreiz.