Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Urān“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 12
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Urān. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 1–2. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ur%C4%81n (Version vom 15.04.2023)

[1] Urān U, Metall, findet sich, mit Sauerstoff verbunden, als Uranpecherz (Oxyduloxyd), Uranocker (Oxydhydrat), ferner in einigen seltenen Mineralien, wie Liebigit (kohlensaures Uranoxyd mit kohlensaurem Kalk), Johannit (schwefelsaures Uranoxyd) und Uranglimmer (phosphorsaures Uranoxyd mit phosphorsaurem Kalk oder phosphorsaurem Kupferoxyd). Aus Uranchlorür durch Natrium abgeschieden, ist U. eisenfarben, wenig hämmerbar, spez. Gew. 18,4, Atomgewicht 240, läuft an der Luft gelblich an, hält sich sonst aber unverändert, verbrennt beim Erhitzen an der Luft zu Uranoxyduloxyd und gibt mit verdünnter Schwefelsäure und Salzsäure grüne Lösungen. Es ist zweiwertig und bildet mit Sauerstoff ein Oxydul UO2, ein Oxyd (Säureanhydrid) UO3 und ein Oxyduloxyd U3O8. Zur Darstellung von Uranverbindungen wird gepulvertes Uranpecherz mit gebranntem Kalk geröstet, wobei sich Uranoxydkalk bildet. Das Röstgut wird mit verdünnter Schwefelsäure ausgezogen und die Lösung nach Zusatz von etwas Eisenchlorid mit überschüssiger Soda versetzt. Hierbei werden Eisen, Kalk und andre das Uranpecherz verunreinigende Metalle gefällt, während Uranoxydnatron Na2U2O7 in Lösung geht. Wird die Lösung siedend mit Schwefelsäure neutralisiert und mit heißem Wasser ausgewaschen, so erhält man lichtgelbes Urangelb, während ein orangefarbenes Urangelb aus der möglichst heißen Lösung durch Ätznatronlauge gefällt wird. Ganz reines Urangelb trocknet zu einer durchscheinenden Masse. Man benutzt es in der Porzellan- und Emailmalerei und zur [2] Erzeugung eines gelblichgrünen, etwas trüben, durch Fluoreszenz grünlich schillernden Glases (Uran-, Anna-, Kanarienglas), welches zum Verglasen photographischer Arbeitsräume benutzt wird, da es die leuchtenden, nicht aber die chemisch wirksamen Lichtstrahlen durchläßt. Schließt man das Uranpecherz wie angegeben auf, verwendet aber statt kohlensauren Natrons kohlensaures Ammoniak und fällt die Lösung mit verdünnter Schwefelsäure, so erhält man gelbes Uranoxydammoniak (NH4)2U2O7, welches als Uranoxydhydrat in den Handel kommt und zur Darstellung andrer Uranpräparate, zu gelben Glasflüssen für Glasuren, Glasmalerei und Email und zu schwarzen Porzellanfarben unter der Glasur benutzt wird, da es sich im Scharffeuer der Porzellanöfen in äußerst feuerbeständiges Uranoxyduloxyd verwandelt. Die Uranoxydsalze sind gelb, grünlich schillernd; die löslichen reagieren schwach sauer, schmecken herb, kristallisieren zum Teil leicht und werden beim Glühen zersetzt. Salpetersaures Uranoxyd UN2O8 bildet große Kristalle mit 6 Molekülen Kristallwasser, ist sehr leicht löslich in Wasser, auch in Alkohol und Äther, verwittert etwas, wird durch Licht zersetzt, hinterläßt beim Erhitzen Oxyd, dann Oxyduloxyd, dient in der Photographie und in der Porzellanmalerei zur Erzeugung von Porzellanlüster. U. wurde 1789 von Klaproth entdeckt, und Péligot stellte 1841 das Metall selbst dar. In den 30er Jahren kam Uranpecherz als Material zur Darstellung von Uranpräparaten in den Handel, und gegenwärtig werden solche in Joachimsthal nach dem oben angegebenen, von Patera herrührenden Verfahren verarbeitet.