MKL1888:Uhren, elektrische

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Uhren, elektrische“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Uhren, elektrische“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 947948
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Electric clock (engl.)
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Uhren, elektrische. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 947–948. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Uhren,_elektrische (Version vom 06.01.2023)

[947] Uhren, elektrische, können eingeteilt werden in solche, in denen statt einer gespannten Feder oder eines sinkenden Gewichts die Elektrizität als bewegende

Fig. 1. Kirpals elektrische Uhr.

Kraft benutzt wird, und in solche, bei welchen die Elektrizität zum Aufziehen dient. Außer diesen eigentlichen elektrischen Uhren gibt es noch andre, welche durch eine Normaluhr mit Hilfe der Elektrizität getrieben werden; auch gehören hierher die sogen.

Fig. 1a. Kontakt­einrichtung.

Signaluhren, welche zu bestimmten Zeiten durch Stromschluß Signale geben.

Von den neuern Uhren, in welchen die Elektrizität unmittelbar als bewegende Kraft auftritt, ist jene von Jos. Kirpal in Wiesbaden zu nennen. Das mittels einer Pendelfeder bei d (Fig. 1 und 1a) aufgehängte Pendel P trägt nahe seinem obern Ende zwei Arme AA in Lyraform, welche an ihrem obern Ende mit aufgelegten Platinplättchen versehen sind und dazu dienen, bei jeder Schwingung des Pendels einen Stromschluß zu bewirken. Das Pendel schwingt vor den Elektromagneten KK. Auf einem Träger L ist ein Gewichtshebel B angebracht, der im Punkte a drehbar ist und an seinen beiden Enden die Laufgewichte D und E trägt. In der Mitte dieses Hebels befindet sich die Stellschraube C und in entsprechender Entfernung der Kontaktarm F; derselbe ist winkelförmig nach vorn gebogen, so daß er während der Ruhelage des Pendels nahe über dem obern Ende des Arms A steht und bei einer Pendelschwingung nach rechts von dem Arm A getroffen wird. An der Berührungsstelle ist sowohl F als A mit Platinplättchen belegt. Der Gewichtshebel B ist vermittelst der beiden Laufgewichte so abgewogen, daß der längere Arm mit dem Gewichte E den kürzern Arm mit dem Gewichte D überlastet und folglich die Stellschraube C mit ihrem untern Ende stets auf dem Anker G aufsteht. Der Druck von C auf G vermag jedoch nicht G aus seiner Ruhelage zu bringen, indem der Anker G durch das Laufgewicht H in entsprechender Weise ausbalanciert ist. Der elektrische Strom geht von der Batterie bei d durch die Pendelaufhängung nach A.

Fig. 2. Winbauers elektrische Uhr.

Findet bei d Kontakt statt (was bei jeder Rechtsschwingung des Pendels stattfindet), so fließt der Strom weiter durch die Elektromagnete K und zur Batterie zurück; der Anker G wird nunmehr angezogen, der Hebel B drückt mit dem Übergewicht seines längern Arms aE bei b auf den Arm A des Pendels und erteilt diesem somit einen Antrieb nach links. Sobald das Pendel sich etwas nach links bewegt hat, wird der Strom bei b unterbrochen, der Anker kehrt in seine frühere Lage zurück, bis bei der Rechtsbewegung der Strom bei b wieder geschlossen wird und in gleicher Weise ein neuer Antrieb erfolgt.

Von Uhren, bei welchen das Aufziehen auf elektrischem Wege vollzogen wird, ist jene von Alois Winbauer in Baden bei Wien von Interesse, namentlich, da sie sich bereits in der Praxis bewährt hat. Die Einrichtung ist kurz die folgende. An der Welle des Minutenrades M (Fig. 2) sitzt lose drehbar eine Scheibe S, welche den Hebel L nebst dem Gewicht G trägt, welches schwer genug ist, um die Uhr im Gange zu erhalten. An der Scheibe S sitzt ein Sperrkegel s, welcher in die Zähne des lose aufgesetzten Sperrrades C eingreift und dadurch die durch das Gewicht G eingeleitete Drehung auf das Federgehäuse E überträgt. Die Feder des Gehäuses überträgt den Zug auf die Welle des Minutenrades und verursacht eine Drehung, welche durch eine Hemmung K gleichmäßig gemacht wird. Das Gewicht ist nach einer gewissen Zeit so weit gesunken, daß es nahezu auf die in dem zweiarmigen Hebel H eingesetzte Rolle W zu liegen kommt; gleichzeitig hat ein an der Rückseite der Scheibe S sitzender Stift die Feder F durch den Druck auf deren rechten Schenkel f so weit nach links bewegt, daß der Stift t, welcher bisher auf f1 ruhte, nunmehr vermöge des Eigengewichts des Hebels h und unterstützt durch die Federkraft der Spirale i in den Ausschnitt der Feder F gleitet und mit q in leitende Berührung [948] kommt. Ist nun der eine Pol einer Batterie mit dem Hebel H (bei X) verbunden und der andre durch die Elektromagnetwindungen mit q, so ist im Augenblick, wo H auf q aufliegt, der Strom geschlossen, der Anker A wird angezogen, der Hebelarm W bewegt sich kräftig nach oben und erteilt dem gesunkenen Gewicht G einen Anstoß, daß es nach oben geschnellt wird. Der Sperrkegel s verhindert ein Zurückfallen. Es ist somit die Uhr wieder für einige Zeit (5–7 Minuten) aufgezogen. Das gleiche Spiel wiederholt sich, sobald das Gewicht G wieder so weit gesunken ist, daß H den Kontakt q berührt. Um für den Augenblick, wo das Gewicht nach aufwärts geschnellt wird, einen Rückstoß zu verhindern und einen gleichmäßigen Gang der Uhr zu erzielen, ist an der Welle des Minutenrades innerhalb des Gehäuses E eine entgegenwirkende Sperrfeder angebracht.

Eine äußerst sinnreiche elektrische Signaluhr ist von Kont in Budapest hergestellt worden. Während die meisten Signaluhren nur auf ein oder mitunter auf mehrere Zeichen für den Zeitraum von nur 12 Stunden eingestellt werden können, lassen sich bei dieser neuen Signaluhr für sämtliche Viertelstunden der Tage und Nächte einer ganzen Woche Alarmzeichen im voraus festsetzen. Die Signalgebung für die einzelnen Zeiten geschieht durch Kontakte, welche die einzelnen Räder (Wochen-, Tages-, Stundenräder etc.) geben, falls man in einem eigenartig konstruierten Stöpselsystem durch Einschieben von Stöpseln leitende Verbindungen herstellt. Das Uhrsystem gestattet jedoch selbstverständlich auch eine Signalgebung für größere Zeiträume (Monate) und ebenso eine solche innerhalb einer Viertelstunde, z. B. von 5 zu 5 Minuten. Zur Litteratur: Fiedler, Die Zeittelegraphen und die elektrischen Uhren (Wien 1890).