Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tierkämpfe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 702
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Tierkämpfe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 702. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tierk%C3%A4mpfe (Version vom 28.03.2024)

[702] Tierkämpfe (lat. Venationes), Kämpfe von Tieren untereinander oder von Menschen mit Tieren, gehörten bei den alten Römern zu den beliebtesten Volksbelustigungen. Sie fanden zumeist im Zirkus statt und wurden zuerst bei den Spielen des M. Fulvius Nobilior 186 v. Chr. erwähnt. Die Tierkämpfer (bestiarii) waren teils Verurteilte und Kriegsgefangene, die den durch Hunger, Feuerbrände und Stacheln rasend gemachten Tieren schlecht bewaffnet oder ganz waffenlos entgegengestellt wurden, teils Mietlinge, die wie die Gladiatoren in besondern Schulen geübt und ausreichend bewaffnet waren. Für die Herbeischaffung zahlreicher und seltener Tiere, oft aus den entferntesten Weltgegenden, und die sonstige Ausstattung der Tierhetzen wurde besonders in der Kaiserzeit ein unglaublicher Aufwand gemacht. So veranstaltete Pompejus einen Tierkampf von 500 Löwen, 18 Elefanten und 410 andern afrikanischen Bestien, und Caligula ließ 400 Bären und ebensoviel reißende Tiere aus Afrika sich gegenseitig zerfleischen. Bisweilen wurde dabei durch geeignete Dekoration und Kostümierung ein historischer oder mythologischer Vorfall (z. B. wie Orpheus von Bären zerrissen wird) szenisch dargestellt. Erhalten haben sich die T. bis ins 6. Jahrh. – Bei den Griechen waren besonders Wachtel- und Hahnenkämpfe (s. Huhn, S. 779) beliebt, wobei von den Zuschauern Wetten oft bis zu bedeutender Höhe angestellt wurden. Als T. der neuern Zeit sind die Stiergefechte (s. d.) der Spanier zu bezeichnen.