Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tiēpolo“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 697
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Tiēpolo. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 697. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ti%C4%93polo (Version vom 21.06.2023)

[697] Tiēpolo, Giovanni Battista, italien. Maler, geb. 5. März 1692 (oder 1693) zu Venedig, Schüler von Greg. Lazzarini, bildete sich dann nach Piazzetta, zumeist aber nach P. Veronese, welcher vornehmlich das Vorbild für seine zahlreichen Wand- und Deckengemälde in Fresko wurde. Nachdem er in der Ausschmückung von Kirchen und Palästen in Venedig und auf dem benachbarten Festland eine umfangreiche Thätigkeit entfaltet, wurde er 1750 nach Würzburg berufen, wo er während dreier Jahre das erzbischöfliche Schloß (im Treppenhaus der Olymp und die vier Weltteile und im Kaisersaal das Leben Friedrich Barbarossas) mit großen Fresken schmückte. 1760 oder 1761 begab er sich an den königlichen Hof von Spanien, und auch hier entwickelte er eine äußerst fruchtbare Thätigkeit. Er starb 27. März 1769 (oder 1770) in Madrid. T. war der letzte Großmeister der venezianischen Malerei; seine Gewandtheit im Malen war erstaunlich, die Farbe hell und glänzend, die Form mannigfaltig, aber inkorrekt. Sein Vorbild P. Veronese erreichte er an Tiefe und Durchbildung nicht. Von monumentalen Malereien Tiepolos sind außer den genannten das Deckenbild in der Kirche der Scalzi (Überführung der Santa Casa nach Loreto), die Geschichte des Antonius und der Kleopatra im Palast Labia, seine glänzendste Schöpfung, die Darstellungen aus dem Alten Testament im erzbischöflichen Palast zu Udine und die Fresken im Madrider Schloß die bedeutendsten. Seine Ölgemälde zeichnen sich durch geistvolle Charakteristik und ein prächtiges, fein zusammengestimmtes Kolorit aus. Nicht minder geistvoll sind seine Radierungen. Auch seine Söhne Lorenzo und Domenico (letzterer der Gehilfe des Vaters bei dessen dekorativen Malereien) sind zumeist als geschickte Radierer bekannt. Vgl. Molmenti, Il Carpaccio e il T. (Turin 1885).