Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Theodolít“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 634635
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Theodolít. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 634–635. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Theodol%C3%ADt (Version vom 18.03.2022)

[634] Theodolít (griech.), ein hauptsächlich zu geodätischen Zwecken, aber auch in der Astronomie benutztes Winkelmeßinstrument, besteht aus zwei geteilten Kreisen, von denen der eine horizontal, der andre vertikal steht. Der Horizontalkreis ist in fester Verbindung mit dem massiven dreifüßigen Gestell und kann [635] mit Hilfe von Stellschrauben und einer Libelle genau horizontal eingestellt werden. In dem Kreis liegt ein zweiter, um eine vertikale Achse drehbarer Kreis (Alhidadenkreis), welcher mit seinem Rand genau an den Horizontalkreis anschließt und an den Enden eines Durchmessers zwei Nonien zur Zählung der Grade trägt. Senkrecht darauf steht ein fester Träger für ein Fernrohr mit Fadenkreuz, welches um eine mit dem Horizontalkreis parallele Achse drehbar ist, und dessen Visierlinie von der Alhidadenachse geschnitten wird und auf der Drehachse des Fernrohrs senkrecht steht. Fest verbunden mit der Drehachse des Fernrohrs steht der Vertikalkreis, welcher alle Bewegungen des Fernrohrs mitmacht. Zur Messung derselben dienen zwei feststehende Nonien, welche an dem Ende eines mit dem Horizontalkreis parallelen Durchmessers liegen. Nebenbestandteile sind die Klemm- und Mikrometerschrauben für die grobe und feine Drehung des Vertikal- und Alhidadenkreises und die Lupen zum Ablesen. Von diesem einfachen T. unterscheidet sich der Repetitionstheodolit (Multiplikations-, Repetitionskreis) dadurch, daß er bei einmaliger Aufstellung und zweimaliger Ablesung ein beliebig großes Vielfache eines gegebenen Winkels zu messen gestattet, aus dem man durch Division leicht den einfachen Winkel finden kann. Man vermindert in dieser Weise den Einfluß der Beobachtungsfehler auf den gemessenen Winkel. Statt des Hängekompasses, welcher nur eine geringe Genauigkeit der damit aufgenommenen Winkel gewährt, wendet man die Grubentheodolite an, welche sich von den andern nur dadurch unterscheiden, daß sie in der Regel mit einer Bussole umgeben sind. Über den magnetischen T. s. Magnetometer. Kleine Theodolite mit distanzmessendem Fernrohr, mit Bussole und Vertikalkreis werden als Tachymeter (Schnellmesser, daher Tachymetrie), Tacheometer, Tachygraphometer in der praktischen Geometrie zum Feldmessen und Abstecken heutzutage vielfach gebraucht. Vgl. Jordan, Handbuch der Vermessungskunde (2. Aufl., Stuttg. 1878). Ein ähnliches Instrument ist der Katersche Kreis. Große Theodolite mit Vertikalkreisen genauester Konstruktion werden allgemein Universalinstrumente genannt. Offizinen zu deren Verfertigung: Breithaupt in Kassel, Ertel in München, Repsold in Hamburg, Kern in Aarau, Starke in Wien. Das Urbild des Theodolits ist das von Regiomontan im 15. Jahrh. erfundene Astrolabium, ein Kreisbogen, in dessen Zentrum behufs Horizontalwinkelmessung eine Alhidade (Zeiger, Radius) sich drehte, über deren Endpunkte man mittels Diopter visierte, dann an der feststehenden Gradeinteilung den Winkel ablas. Die Alhidade wurde später zum Alhidadenkreis erweitert, auf welchem sich ein Kippfernrohr mittels Bocks oder Säule erhob; dieses erhielt dann noch zur Vertikalmessung den Vertikal- oder Höhenkreis. Das Ganze auf Stativ befestigt, bildete nun den T.