Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Terrarĭum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 599
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Terrarĭum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 599. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Terrar%C4%ADum (Version vom 05.07.2022)

[599] Terrarĭum (lat.), Vorrichtung zur Pflege und Zucht von Landtieren, entsprechend den für Wassertiere bestimmten Aquarien. Je nach dem speziellen Zweck, der mit den Terrarien verfolgt wird, erhalten dieselben sehr verschiedene Einrichtung. Die einfachsten Terrarien sind größere Kisten, die mit einem mit Drahtgaze bespannten Rahmen verschlossen werden. Zur bessern Beobachtung der Tiere ersetzt man eine oder mehrere Wände der Kiste durch Glasscheiben, auch wird der Boden vorteilhaft mit Zinkblech benagelt, auf welches man nach dem Anstreichen handhoch Erde schüttet. Aus dieser einfachsten Vorrichtung sind sehr luxuriöse Apparate hervorgegangen, welche namentlich dann am Platz sind, wenn man zur Pflege tropischer Tiere einer Heizeinrichtung bedarf. Man heizt mit Petroleum- oder Gasflamme oder sehr vorteilhaft mit Grude, die langsam und gleichmäßig verbrennt und ungemein billig ist. Die Heizung geschieht vom Boden aus, erfordert sorgfältige Regulierung, Überwachung der Luftfeuchtigkeit im T. und gute Ventilation. Je nach den zu pflegenden Tieren ist das T. verschieden einzurichten. Eidechsen und viele Schlangen brauchen trocknen Sand und trockne Schlupfwinkel, die Amphibien dagegen feuchtes Moos und größere Wasserbecken; fast immer erweist es sich vorteilhaft, im T. Pflanzen zu kultivieren, deren Auswahl sich nach der Temperatur und Feuchtigkeit, welche die Tiere fordern, richten muß. Für kleinere Tiere und zur Aufzucht der Jungen benutzt man Glasglocken, die, wenn es erforderlich ist, durch Einstellen in ein Wasserbad geheizt werden. In solchen oder ähnlichen kleinen Behältern kann man auch Reptilieneier ausbrüten. Zur Aufzucht von Amphibien dienen Aquarien, bis die Tiere das Wasser verlassen. In Häusern mit starken Mauern kann man Fensternischen mit Doppelfenstern als Terrarien einrichten und hier wie überhaupt Pflanzenkultur mit Tierpflege erfolgreich verbinden. Der Raum zwischen Doppelfenstern ist auch leicht zu heizen, wenn man über dem Fensterbrett einen zweiten Boden (am besten starkes, mehrfach gestütztes Blech) und in dem abgegrenzten Raum die Flamme anbringt. Will man sich auf die Zucht heimischer Reptilien und Amphibien beschränken, dann thut man gut, die Tiere in Winterschlaf fallen zu lassen, da die Fütterung im Winter umständlich und teuer ist. Die Einrichtung größerer Terrarien ist durchaus von den Verhältnissen abhängig. Im Freien hat man den für das T. bestimmten Raum mit einer etwa 1 m hohen Mauer umgeben und diese mit einem breiten, etwas abwärts geneigten Zinkblech bedeckt, um das Entschlüpfen der Tiere sicher zu vermeiden. In der Mitte des Raums wird aus Steinen ein Felsen errichtet, welcher hinlänglich Schlupfwinkel darbietet, auch passend bepflanzt und mit Geäst für die kletternden Tiere versehen wird. Der Boden muß ausreichende Abwechselung bieten, mit Sand, Moos, Steinen, Rasen bedeckt sein, auch ist für Wasserbehälter zu sorgen und, falls Gelegenheit vorhanden ist, kann man fließendes Wasser, auch wohl einen Springbrunnen, anbringen. Unter Umständen ist ein solches T. auch durch radiale Wände zu teilen, selbstverständlich aber eignet es sich nur für Tiere, welche gegen die Witterung keines andern Schutzes bedürfen, als wie sie der Felsen, das Moos oder der Erdboden darbieten. Für Säugetiere müssen ausreichende Vorkehrungen gegen das Entweichen getroffen werden, meist wird man das T. mit einem Oberbau aus Drahtgeflecht versehen müssen, und für grabende Tiere ist der Boden 1,5 m tief auszuheben, die Grube vollständig mit Mauerwerk auszukleiden und dann wieder mit Erde zu füllen. Vgl. Fischer, Das T. (Frankf. a. M. 1884); Dammer, Der Naturfreund, Bd. 1 (Stuttg. 1885); Lachmann, Das T. (Magdeb. 1888).