Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Teichmuschel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 561
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Teichmuschel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 561. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Teichmuschel (Version vom 15.09.2022)

[561] Teichmuschel (Entenmuschel, Anodonta Lam.), Gattung aus der Familie der Flußmuscheln, hat ein dünnes, zerbrechliches Gehäuse und längliche, ungleichseitige Schalen mit glatter, brauner Oberhaut. Sie lebt besonders in stehenden, schlammigen Gewässern, einzelne Arten auch in Flüssen. Je nach Wohnort, Alter, Nahrung und Geschlecht weichen die Individuen ungemein voneinander ab, und die Unterscheidung der zahlreichen Arten ist daher sehr schwierig und noch keineswegs festgestellt. Die beiden wichtigsten sind die große Schwanenteichmuschel (A. cygnea L.), breit-eiförmig, mit geradem oder meist aufsteigend gebogenem Oberrand und gerundetem, sehr krummlinigem Unterrand, bis 18 cm breit, und die Cellenser T. (A. cellensis Schröt.), länglich-eiförmig, mit fast geradem, parallelem Ober- und Unterrand. Die T. findet sich fast in ganz Europa und vermehrt sich sehr stark; ein Tier enthält bisweilen an 40,000 junge Muscheln. Diese entwickeln sich zuerst innerhalb der Kiemen des Muttertiers, schwärmen dann als kleine, sehr unreife Larven aus und heften sich mittels eines Byssusfadens an die Flossen von Fischen an. Der von ihnen als Fremdkörpern verursachte Reiz hat eine Schwellung in ihrer Umgebung zur Folge; die Haut erhebt sich zu einem Wall und schließt in 3–4 Tagen die Larve völlig ein. In einem solchen Gefängnis nun bleibt letztere über 70 Tage und entwickelt sich dabei bedeutend. Ursprünglich mit nur einem Schließmuskel versehen, büßt sie diesen ein und erhält dafür zwei neue; ferner wachsen ihr Kiemen, Herz, Geschlechtsorgane etc. Endlich öffnet sich die Haut des Fisches, und die junge Muschel tritt hervor, um von da ab frei umherzukriechen.