Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tarrasch“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 908
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Tarrasch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 908. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tarrasch (Version vom 18.06.2022)

[908] Tarrasch, Siegbert, Schachspieler, geb. 5. März 1862 zu Breslau, studierte in Berlin und Halle Medizin, wurde 1885 zum Doktor promoviert und übt gegenwärtig die ärztliche Praxis in Nürnberg aus. Seine Stärke im Schachspiel entwickelte sich während der Studienjahre, besonders zu Halle, von wo aus er sich 1883 nach Nürnberg begab, um als Abgesandter seines Klubs am deutschen Hauptturnier teilzunehmen. Er gewann den ersten Preis und trat demzufolge für die Zukunft in die Meisterturniere ein. In diesen erkämpfte er wider sein eignes Erwarten schon 1885 zu Hamburg wie 1887 zu Frankfurt a. M. eine höchst ehrenvolle Stellung unter den Preisträgern. Noch nicht dagewesene Siege waren ihm aber 1889 und 1890 in den internationalen Turnieren von Breslau und Manchester beschieden, wo er beide Male mit gutem Vorsprung vor allen Mitbewerbern, vom Glück begünstigt, den ersten Preis davontrug, ohne eine einzige Partie zu verlieren. Tarrasch’ Spiel trägt keinen bestimmt ausgeprägten Charakter, läßt aber immer den begabten Rechenmeister erkennen, welcher auch verwickelte Stellungen im Kopfe weit hinaus analysiert und kleine Blößen des Gegners kräftig und beharrlich ausnutzt. Dem Streben nach Angriff von vornherein und mit allen Wagnissen, wie es früher seinem Landsmann Anderssen und jetzt dem Russen Tschigorin eigen, scheint T. abgeneigt zu sein; er behandelt seine Anzugspartien nicht lebhafter als die Nachzugsspiele.