MKL1888:Tarquinĭus Superbus

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tarquinĭus Superbus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 524525
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Tarquinĭus Superbus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 524–525. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tarquin%C4%ADus_Superbus (Version vom 09.04.2023)

[524] Tarquinĭus Superbus, Lucius, Roms siebenter und letzter König (534–510 v. Chr.), Sohn des Tarquinius Priscus. Servius Tullius hatte ihn und seinen Bruder Aruns mit seinen Töchtern, die beide den Namen Tullia führten, verheiratet, um sie dadurch zu gewinnen und sie wegen ihrer Verdrängung vom Thron zu versöhnen. Allein Lucius vereinigte sich mit der jüngern Tullia, der Gemahlin des Aruns, zu dem verbrecherischen Plan, Servius Tullius gewaltsam vom Thron zu stoßen; Aruns und die ältere Tullia wurden durch ihre beiderseitigen Gatten aus dem Wege geräumt, und nun ließ sich T. in der Kurie des Senats zum König ausrufen. Als Servius Tullius herbeieilte, um ihn zur Rede zu stellen, stieß er den schwachen Greis die Stufen der Kurie hinab und ließ ihn durch nachgesandte Bewaffnete töten; Tullia aber, welche sofort ihren Gemahl in der Kurie als König begrüßte, scheute sich nicht, auf dem Heimweg über den Leichnam ihres Vaters hinwegzufahren, so daß sie mit dessen Blut bespritzt zu Hause anlangte. Die Regierung des T. entsprach der Art und Weise, wie er dieselbe an sich gerissen hatte. Es gelang ihm zwar, die Latiner völlig zu unterwerfen, auch wurde die benachbarte Stadt Gabii durch die List und den Verrat seines Sohns Sextus in seine Gewalt gebracht, und in Rom selbst setzte er den Bau der unterirdischen Kanäle fort und vollendete den Bau des kapitolinischen Tempels. Dagegen erbitterte er das ganze Volk durch Grausamkeit und Willkür und insbesondere durch die [525] Härte, mit der er die ärmern Bewohner zu Fronarbeiten zwang. Als daher, während er selbst mit dem Heer vor dem belagerten Ardea lag, sein Sohn Sextus die Lucretia (s. d.) entehrt hatte, rief Junius Brutus das Volk zur Empörung auf; T. eilte zwar von Ardea nach der Stadt, wurde aber von dieser und nachher auch vom Lager ausgeschlossen und in Rom die Republik eingeführt. Vergebens suchte er hierauf mit Hilfe der Tarquinier, die beim Wald Arsia geschlagen wurden, des Königs Porsena (s. d.) von Clusium und endlich der Latiner, die am See Regillus gegen die Römer unterlagen, den Thron wiederzuerobern. In letzterer Schlacht fielen auch seine Söhne Titus und Aruns; er selbst starb als Flüchtling 495 in Cumä. Sextus begab sich nach Gabii, wo er von denen, die für seinen an Gabii verübten Verrat Rache suchten, ermordet wurde.