MKL1888:Straßenpflaster

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Straßenpflaster“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 899902
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Straßenpflaster. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 899–902. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Stra%C3%9Fenpflaster (Version vom 27.06.2022)

[902] Straßenpflaster.[WS 1] Zur Herstellung von Gußasphaltpflaster eignet sich jeder bituminöse Kalkstein, dem natürliches oder künstliches Bitumen in solcher Menge zugesetzt wird, bis der Prozentsatz von 22–24 Bitumen erreicht ist; zur Herstellung des wertvollern Stampfasphaltpflasters ist jedoch nur der Asphaltstein weniger Gruben brauchbar, noch dazu nur ausländischer, so daß Deutschland seinen ganzen Bedarf an Stampfasphalt aus dem Ausland beziehen muß. Nachdem schon früher vergebliche Versuche gemacht wurden, die deutschen Asphalte für Stampfasphaltarbeiten verwendbar zu machen, fand vor kurzem Busse in Linden bei Hannover, daß die natürlichen Stampfasphalte einen großen Prozentsatz Öle in oxydiertem, gummiartigem Zustand enthalten, und es gelang ihm, künstlich eine solche Oxydation von Mineralölen herbeizuführen, daß sie, mit Steinmehl innigst gemischt, wie Stampfasphalt zu einem Pflaster verarbeitet werden können, welchem er den Namen Gummistraßenpflaster gegeben hat. Die erforderlichen Operationen sind ebenso wie beim Stampfasphalt: gleichmäßiges Auftragen des Pulvers auf eine Betonunterlage, Feststampfen mit heißen Stampfen, Walzen mit heißen Walzen und Glätten mit heißen Plätteisen. Für Fahrstraßen wird es in 50 mm Stärke auf 20 cm Betonunterlage, für Fußwege in 25 mm Stärke auf 10 cm Betonunterlage hergestellt. Mehrere Versuchsstrecken mit diesem Pflaster in Hannover sollen sich sehr gut bewährt haben. Fernere Versuchsstrecken sind in Berlin, Bremen, Hamburg und Köln in Aussicht genommen. Für die Herstellung ist von Schliemann u. Komp. in Linden-Hannover eine große Fabrik errichtet worden. Die Druckfestigkeit des neuen Materials beträgt nach Untersuchungen in der preußischen technischen Prüfungsstation in Charlottenburg 162 kg pro Quadratzentimeter, während frisch gestampfter Stampfasphalt nur 52 und alter Berliner Straßenstampfasphalt 93 kg Belastung pro Quadratzentimeter trägt. Fernere Untersuchungen betreffs der Wetterbeständigkeit bei Frost und Hitze ergaben, daß auch hierin das Gummistraßenpflaster dem Stampfasphalt überlegen ist. Die Vorzüge des neuen Pflasters sollen außerdem sein: große Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung, vollkommen geräuschloser Verkehr, es wird nicht glatt und ist staubfrei. Da das Gummistraßenpflaster ausschließlich aus deutschem Material hergestellt wird, so wäre seine allgemeinere Einführung schon aus dem Grunde wünschenswert, daß die bisherige Abhängigkeit Deutschlands vom Ausland bezüglich des Stampfasphalts beseitigt würde.

In Berlin ist versucht worden, das Stampfen des Asphaltpflasters auf maschinellem Wege vorzunehmen. Die dazu gehörige Stampfmaschine besteht im wesentlichen aus einem quer über die Straße gehenden, auf Rädern laufenden Gestell mit Schienengeleise, auf welchem ein Wagen läuft, der zwei Reihen von Stampfen, die nacheinander gehoben und fallen gelassen werden, trägt. Jedesmal, wenn sämtliche Stampfen niedergefallen sind, wird der Wagen um ein entsprechendes Stück weiterbewegt, so daß allmählich die ganze Breite der Straße auf ein der Länge der Stampfenreihen entsprechendes Stück der Straßenlänge bearbeitet wird, worauf das ganze Gestell in der Straßenrichtung vorgeschoben wird. Der Antrieb der Maschine erfolgt von einer Dampfmaschine aus mittels Kettentransmission.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. den Artikel Straßenbau im Hauptteil (Band 15).