Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Storm“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 352
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Storm. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 352. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Storm (Version vom 07.10.2021)

[352] Storm, Theodor Woldsen, Dichter und Novellist, geb. 14. Sept. 1817 zu Husum in Schleswig, studierte Rechtswissenschaft zu Kiel und Berlin, wo er mit dem Brüderpaar Theodor und Tycho Mommsen in nähere Verbindung trat, und ließ sich nach abgelegter Staatsprüfung 1842 als Advokat in seiner Vaterstadt nieder, verlor aber 1853 als Deutschgesinnter sein Amt und ward hierauf erst als Gerichtsassessor zu Potsdam, dann als Landrichter zu Heiligenstadt angestellt. Nach der Befreiung Schleswig-Holsteins ging er 1864 nach Husum zurück, wo er zunächst zum Landvogt, 1867 zum Amtsrichter und 1874 zum Oberamtsrichter befördert wurde. Seit 1880 als Amtsgerichtsrat quiesziert, siedelte er nach dem Kirchdorf Hademarschen über, wo er 3. Juli 1888 starb. S. nimmt unter den Lyrikern, besonders aber unter den Novellisten der Gegenwart einen vordersten Rang ein. Als ersterer führte er sich mit dem im Verein mit den beiden Mommsen herausgegebenen „Liederbuch dreier Freunde“ (Kiel 1843) in die Litteratur ein; „Sommergeschichten und Lieder“ (Berl. 1851) und ein Band „Gedichte“ (das. 1852, 8. Aufl. 1888) folgten nach. Besonders letztere brachten ihm stets wachsende Anerkennung ein. Der Dichter S. erweist sich als eine tiefsinnige, dabei frische und warmblütige Natur, welche den tausendmal besungenen uralten Themen der Lyrik den Stempel des eigensten Empfindens und Genießens aufdrückt. Reicher und mannigfaltiger noch sind seine Gaben auf dem Gebiet der Novellistik. Nachdem er 1852 mit der vielgelesenen, poetisch duftigen Novelle „Immensee“ (31. Aufl., Berl. 1888) aufs glücklichste debütiert, ließ er zahlreiche andre Erzählungen und Novellen erscheinen, die sämtlich Stimmungsbilder von einer Tiefe, Zartheit und Kraft der Empfindung sind, wie sie nur eine ursprüngliche und echte Dichternatur schaffen kann. Der Kreis des Lebens, den er darzustellen liebt, ist eng, aber innerhalb dieses engen Kreises waltet Lebensfülle und Lebensglut; der norddeutsche Menschenschlag mit seiner Eigenart, seinem tiefinnerlichen Phantasie- und Gemütsreichtum findet sich in Storms Geschichten in einer fast unerschöpflichen Mannigfaltigkeit der Charaktere geschildert. Dabei ist seine Vortragsweise künstlerisch fein und durchgebildet. Die Titel seiner meist vielfach aufgelegten Novellen sind: „Im Sonnenschein“, drei Erzählungen (Berl. 1854); „Ein grünes Blatt“, zwei Erzählungen (das. 1855); „Hinzelmeier“ (das. 1856); „In der Sommermondnacht“ (das. 1860); „Drei Novellen“ (das. 1861); „Lenore“ (das. 1865); „Zwei Weihnachtsidyllen“ (das. 1865); „Drei Märchen“ (Hamb. 1866; 3. vermehrte Aufl. u. d. T.: „Geschichten aus der Tonne“, 1888); „Von jenseit des Meers“ (Schlesw. 1867); „Zerstreute Kapitel“ (Berl. 1873); „Novellen und Gedenkblätter“ (Braunschw. 1874); „Waldwinkel etc.“ (das. 1875); „Ein stiller Musikant. Psyche. Im Nachbarhause links“ (das. 1877); „Aquis submersus“ (Berl. 1877); „Carsten Curator“ (das. 1878); „Neue Novellen“ (das. 1878); „Drei neue Novellen“ („Eekenhof“ etc., das. 1880); „Die Söhne des Senators“ (das. 1881); „Der Herr Etatsrat“ (das. 1881); „Schweigen“ und „Hans und Heinz Kirch“ (das. 1883); „Zur Chronik von Grieshuus“ (das. 1884); „Ein Bekenntnis“ (das. 1887); „Der Schimmelreiter“ (das. 1888) etc. Außerdem besitzen wir von S. eine wertvolle kritische Anthologie: „Hausbuch aus deutschen Dichtern seit Claudius“ (4. Aufl., Braunschw. 1877). Eine Gesamtausgabe seiner Schriften erschien in 18 Bänden (Braunschw. 1868–88). Vgl. Erich Schmidt, Theodor S. (in „Charakteristiken“, Berl. 1886), und die Biographien von Schütze (das. 1887) und Wehl (Altona 1888).