MKL1888:Stolberg-Wernigerode

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Stolberg-Wernigerode“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 345
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Stolberg-Wernigerode. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 345. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Stolberg-Wernigerode (Version vom 24.11.2022)

[345] Stolberg-Wernigerode, 1) Eberhard, Graf von, Präsident des preuß. Herrenhauses, geb. 11. März 1810 zu Peterswaldau bei Reichenbach i. S., Sohn des 1854 gestorbenen Generalleutnants und Ministers Grafen Anton aus der schlesischen Seitenlinie des Hauses S., diente zuerst in der Armee, verwaltete dann die Fideikommißherrschaft Kreppelhof bei Landeshut in Schlesien, ward 1853 erbliches Mitglied des Herrenhauses, in welchem er sich durch seine schroff feudale Gesinnung hervorthat und bald zum Präsidenten gewählt wurde, und war 1867–69 konservatives Mitglied des norddeutschen Reichstags. 1864 organisierte er die Johanniter-Lazarettpflege mit solchem Eifer und Geschick, daß ihn der König 1866 zum Kommissar und Militärinspektor der freiwilligen Krankenpflege bei der Feldarmee ernannte. In dieser Eigenschaft gründete der Graf den „Preußischen Verein zur Pflege im Feld verwundeter und erkrankter Krieger“. 1869 zum Oberpräsidenten von Schlesien ernannt, starb er 8. Aug. 1872 kinderlos zu Johannisbad in Böhmen.

2) Otto, Graf von, Chef des Hauses, geb. 30. Okt. 1837 zu Gedern in Hessen, Sohn des Erbgrafen Hermann (geb. 30. Sept. 1802, gest. 24. Okt. 1841), besuchte das Gymnasium in Duisburg und, nachdem er seinem Großvater, Grafen Heinrich, 16. Febr. 1854 gefolgt war, die Universitäten Göttingen und Heidelberg, diente 1859–61 als Offizier in der preußischen Armee, ward 1867 zum Oberpräsidenten von Hannover ernannt, welches Amt er bis 1873 mit Takt, Umsicht und großem Erfolg verwaltete, im März 1876 Botschafter des Deutschen Reichs zu Wien und 1. Juni 1878 Stellvertreter des Reichskanzlers und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums. Dies Amt legte er 20. Juni 1881 nieder und ward 1884 Oberstkämmerer und stellvertretender Minister des königlichen Hauses, welches letztere Amt er 1888 aufgab. 1867–78 Mitglied des Reichstags, 1872–86 Kanzler des Johanniterordens, 1872 bis 1877 Präsident des Herrenhauses und 1875 Vorsitzender der außerordentlichen Generalsynode, gehört er zur gemäßigt konservativen Partei. Er ist erster Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Vereine und des preußischen Vereins vom Roten Kreuz.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 892
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[892] Stolberg-Wernigerode, Udo, Graf zu, preuß. Staatsmann, geb. 4. März 1840 zu Berlin, Neffe des frühern Oberpräsidenten von Schlesien und Präsidenten des Herrenhauses, Grafen Eberhard zu S., absolvierte das Abiturientenexamen und studierte in Halle die Rechte. Dann aber trat er in das Regiment Garde du Corps ein, machte die Kriege von 1866 und 1870 mit und wurde bei Königgrätz verwundet. Nach dem deutsch-französischen Kriege aus der Armee, der er nur noch als Major à la suite angehört, ausgeschieden, war er einige Zeit Landrat, widmete sich aber dann der Verwaltung seiner großen Fideikommißherrschaften Kreppelhof in Schlesien und Dönhofstädt in Ostpreußen und ward Mitglied des schlesischen Provinziallandtags, des Provinzialausschusses und des Herrenhauses. In den Reichstag wurde er 1877, 1878 und 1884 gewählt und gehört ihm seit letzterm Jahre dauernd an. Er ist eins der hervorragendsten Mitglieder der deutschkonservativen Partei und zeichnet sich durch Sachkenntnis, Redegabe und Mäßigung aus. Im Juli 1891 wurde er zum Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen ernannt.