Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Spavénta“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 110
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Spavénta. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 110. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Spav%C3%A9nta (Version vom 10.03.2023)

[110] Spavénta, Bertrando, ital. Philosoph, geb. 1817 in einem Dorf der Provinz Chieti, widmete sich mit Eifer dem Studium der deutschen Sprache und Philosophie, wurde 1859 zum Professor der Philosophie an der Universität zu Modena, 1860 an der zu Bologna ernannt und trat zuerst hervor mit der Schrift „La filosofia di Kant e la sua relazione colla filosofia italiana“ (Turin 1860), in welcher er den Nachweis zu führen suchte, daß Rosmini trotz seiner polemischen Stellung zu Kant doch im Wesen seiner Spekulation und in deren Ergebnissen mit dem Kritizismus des deutschen Philosophen zusammenhänge. Nachdem er noch „Carattere e sviluppo della filosofia italiana“ (Mod. 1860) veröffentlicht, erhielt er 1861 eine Professur der Philosophie zu Neapel, die er noch heute bekleidet. Sein energisches Eintreten für die deutsche Philosophie und die Kritik, die er an den philosophischen Systemen seiner eignen Nation übte, hatten ihm namentlich in orthodoxen Kreisen zahlreiche Gegner erweckt. Er antwortete diesen in einer Einleitung, die er seinen öffentlichen Vorträgen in Neapel vorausschickte und die er dann auch 1862 im Druck veröffentlichte. Bald danach erschien sein Hauptwerk: „La filosofia di Gioberti“ (Neap. 1863). Hierauf folgten die kleinern Abhandlungen: „Le prime categorie della logica di Hegel“ (Neap. 1864); „Spazio e tempo nella prima forma del sistema di Gioberti“ (das. 1865); „Il concetto dell’ opposizione e lo Spinozismo“ (das. 1867); „La scolastica e Cartesio“ (das. 1867); „Saggi di critica filosofia, politica e religiosa“ (Studien über Giordano Bruno, Campanella, Mamiani etc., das. 1867). Spaventas eignes System („Principj di filosofia“, Neap. 1867) steht im wesentlichen auf dem Standpunkt Hegels, dessen entschiedenster Vorkämpfer in Italien er mit Augusto Vera bis heute geblieben ist. Er veröffentlichte noch: „Paolottismo, positivismo, razionalismo“ (Bolog. 1868); „Studî sull’ etica di Hegel“ (Neap. 1869); „Idealismo o realismo“ (das. 1874); „La legge del più forte“ (das. 1874). Viermal wurde S. ins italienische Parlament gewählt. Vgl. Siciliani, Gli Hegeliani in Italia (Bolog. 1868). – Sein Bruder Silvio, eine Zeitlang Minister der öffentlichen Arbeiten des Königreichs Italien, beschäftigte sich ebenfalls mit deutscher Philosophie.