Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Sorbus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 44
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Sorbus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 44. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sorbus (Version vom 26.03.2022)

[44] Sorbus L. (Eberesche), Gattung aus der Familie der Rosaceen, Bäume von mittlerer Höhe, häufiger Sträucher, mit einfachen, gelappten oder gefiederten Blättern, in einfachen oder zusammengesetzten Trauben- oder Scheindolden stehenden Blüten und beerenartiger Apfelfrucht mit dünnhäutigen Fruchtfächern. I. Apfelbeersträucher (Adenorrhachus Dec.), Sträucher mit einfachen, auf der Mittelrippe oft mit Drüsen besetzten Blättern, einfachen Doldentrauben, weißen, an der Basis nicht bewimperten oder behaarten Blumenblättern, fünf Griffeln. Rotfrüchtiger Apfelbeerstrauch (S. arbutifolia L.), in Nordamerika, 1–2 m hoher Strauch mit aufrecht abstehenden Zweigen, länglich ovalen, unterseits behaarten Blättern und roten, behaarten Früchten, färbt sich im Herbst intensiv rot, wird als Zierstrauch angepflanzt. Ein Bastard dieser Art mit S. Aria ist S. heterophylla Rchb., mit sehr veränderlichen, ganzen, eingeschnittenen, meist mehr oder weniger gefiederten, unterseits graufilzigen Blättern, vielblütigen Doldentrauben und schwarzroten Früchten. II. Ebereschen (Aucuparia Med.), Sträucher und Bäume mit gefiederten Blättern, zusammengesetzten, rispenartigen Doldentrauben, an der Basis mit einigen abfallenden Härchen besetzten Blumenblättern, zwei oder drei Griffeln und glatten Früchten. S. aucuparia L. (gemeine Eberesche, Vogelbeerbaum, Quitzstrauch), ein mittelhoher Baum mit gefiederten, wenigstens auf der Unterseite lange Zeit wollig behaarten Blättern, gesägten Blättchen, weißen, unangenehm riechenden Blüten und roten Früchten, wächst in Europa und Nordasien bis in die subarktische Zone, im Süden auf dem St. Gotthard bis zur Grenze der Fichte. Die Eberesche gehört zu unsern schönsten Gehölzen und eignet sich trefflich zu Anpflanzungen in Gärten und an Wegen. Das ziemlich harte Holz wird von Tischlern, Büchsenschäftern und Wagnern benutzt; die Früchte dienen zum Vogelfang (aucupium, daher der Name), besonders für Drosseln (Drosselbeere), auch als Futter für Federvieh und Schafe, zur Darstellung von Äpfelsäure, Branntwein, Essig etc. III. Mehlbirn (Aria Host.), Sträucher und Bäume mit einfachen, unten filzigen Blättern, Blüten in Doldentrauben, zurückgeschlagenen Blumenblättern, wolligen Griffeln und Früchten. S. Aria Crtz. (gemeine Mehlbirn, Mehlbaum, weißer Elsbeerbaum, Alzbeere, Arlesbeere), ein 9–12 m hoher Baum mit rundlichen oder länglichen, doppelt gesägten oder eingeschnittenen, unterseits weißfilzigen Blättern, in verästelten Doldentrauben stehenden, weißen Blüten und rundlichen, rotorangen, punktierten, süß säuerlichen Früchten, findet sich in Mittel- und Südeuropa und im Orient, in der untern Alpenregion bis 1700 m, nördlich bis zum Harz, liefert Nutzholz; er wird in mehreren Varietäten in den Gärten kultiviert. Ein Bastard mit S. torminalis ist S. latifolia Pers., mit länglich breiteiförmigen, am Rand lappigen, gesägten, unterseits graufilzigen Blättern, großer, filziger Doldentraube und ovalrunden, rotorangen, gelb punktierten Früchten. IV. Elsbeerbäume (Torminaria Ser.), Bäume mit gelappten, unbehaarten Blättern, Doldentrauben, flachen, etwas bärtigen Blumenblättern, zwei Griffeln, unbehaarten Früchten. S. torminalis L. (Elsebeerbaum, Atlasbeerbaum), ein mittelhoher Baum mit eirunden, tief und ungleich gelappten, ungleich scharf gesägten, unbehaarten Blättern, filziger Doldentraube, weißen Blüten und graubraunen, weiß punktierten Früchten, ist in Mitteleuropa einheimisch, bei uns nördlich bis zum Harz, liefert genießbare Früchte u. Nutzholz (Atlasholz). V. Speierling (Cormus Spach), mit gefiederten Blättern, an der Basis wolligen Blumenblättern und fünf meist einsamigen, im Querdurchschnitt spitzen Fruchtfächern. S. domestica L. (Speierling, Sperber-, Spierlingsvogelbeere), ein großer Baum mit gefiederten Blättern, gesägten, unterseits meist weißlich behaarten Blättchen, kleinen Blüten in endständiger Doldentraube und birn- oder apfelförmigen, orangegelben Früchten, welche durch Liegen weich und wohlschmeckend werden, wächst in Italien, Frankreich und dem westlichen Nordafrika, wird in Süddeutschland in Gärten kultiviert und findet sich bei uns verwildert bis zum Harz.