Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Silberchlorīd“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 972
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Silberchlorīd. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 972. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Silberchlor%C4%ABd (Version vom 29.12.2024)

[972] Silberchlorīd (Chlorsilber) AgCl findet sich als Silberhornerz und Buttermilcherz in geringer Menge im Meerwasser, mit Bromsilber verbunden in einigen Mineralien. Es entsteht beim Erhitzen von Silber in Chlor oder Chlorwasserstoff, auch wird das Metall durch Salzsäure und Kochsalzlösung oberflächlich in S. verwandelt. Es wird aus Lösungen von salpetersaurem Silberoxyd durch lösliche Chloride oder Salzsäure käsig gefällt, ist farblos, amorph, unlöslich in Wasser und verdünnter Salpetersäure, schwer löslich in konzentrierter Salzsäure, Salmiak- und Kochsalzlösung, leicht in Ammoniak, Cyankalium, unterschwefligsaurem und schwefligsaurem Natron und salpetersaurem Quecksilberoxyd, schmilzt bei 260°, erstarrt zu einer farblosen, schneidbaren, hornigen Masse vom spez. Gew. 5,59 und wird durch Wasserstoff, durch viele organische, besonders wasserstoffreiche Substanzen, Kupferchlorür, Kalilauge mit Milchzucker, beim Schmelzen mit kohlensaurem Kali oder Kalk und vorzüglich unter angesäuertem Wasser durch Zink oder Eisen leicht und vollständig reduziert. Aus der Lösung in Ammoniak fällen Zink und Kupfer metallisches Silber. Es färbt sich am Licht sehr schnell violett, dann schwarz unter Chlorentwickelung. Diese Färbung tritt nicht ein in Chlorwasser, und dunkel gewordenes S. wird durch Chlorwasser wieder entfärbt. Man benutzt S. in der Photographie, zur Messung der Lichtintensität, zur kalten Versilberung, in ammoniakalischer Lösung zum Färben von Perlmutter, zur Darstellung von reinem Silber, zur Analyse des Eisens, als Lötrohrreagens etc. Silberchlorür Ag4Cl3 ist ein schwarzes Pulver, welches durch Ammoniak und Salpetersäure in S. und metallisches Silber zerlegt wird. Ob die Schwärzung des Silberchlorürs am Licht auf Bildung von S. beruht, scheint noch nicht sicher ermittelt zu sein.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 839840
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[839] Silberchlorid AgCl färbt sich am Licht schnell violett, dann fast schwarz und erleidet hierbei eine Reduktion. Über den speziellern Verlauf dieses Prozesses liegen zahlreiche Untersuchungen vor, doch sind übereinstimmende Resultate bisher nicht erzielt worden. Setzt man in dünner Schicht auf einer Glasplatte ausgebreitetes S. dem Licht aus, so wird es in den ersten Momenten nur wenig gefärbt, bringt man es aber nach kurzer Belichtung in die Lösung eines Entwicklers, z. B. von Eisenoxalat, so wird das Chlorsilber reduziert und metallisches Silber ausgeschieden. Unbelichtetes erleidet diese Umwandlung durch Eisenoxalat nicht. Das Licht hat mithin das Chlorsilber verändert, ohne daß dabei ein Verlust an Chlor stattgefunden hat. Die gleiche Umwandlung wie durch kurze Belichtung erfährt das Chlorsilber, wenn man es mehrere Stunden im Dunkeln kocht. Auch dann wird es von Eisenoxalat im Dunkeln reduziert. Wird S. längere Zeit belichtet, so färbt es sich violettrot und verliert Chlor. Diese Umwandlung erfolgt in der Luft und im Vakuum. Bei Einwirkung von konzentriertem Sonnenlicht auf trocknes oder geschmolzenes S. ist die Chlorentwickelung in den ersten Momenten sehr deutlich. Es entsteht Silbersubchlorid Ag2Cl, welches identisch ist mit dem durch Doppelzersetzung aus Silbersubfluorid erhaltenen Präparat. Bei dieser Umwandlung von S. in Subchlorid durch das Licht werden 28,7 Wärmeeinheiten absorbiert. Diese bedeutende Arbeitsleistung des Lichtes bei der Zersetzung des Silberchlorids erklärt es, daß die Lichtwirkung durch Anwesenheit von Substanzen, welche unter Wärmeentwickelung Chlor entwickeln, bedeutend unterstützt wird. Obwohl die Zersetzung des Chlorsilbers unter Absorption von Wärme erfolgt, welche das Licht liefert, so ist die Zersetzung [840] doch nicht proportional der Menge des absorbierten Lichtes. Dies ist die Folge der Eigenschaft des Chlorsilbers, für Licht äußerst undurchlässig zu sein und die wirksamen Strahlen zu absorbieren. Das gebildete Silbersubchlorid bildet eine schützende Schicht auf dem unzersetzten S., die Zersetzung des letztern erfolgt nur auf eine Tiefe von 0,002 mm. Das Silbersubchlorid wird durch Licht weiter in Silber und Chlor zerlegt. Dies geschieht auch bei Subchlorid, welches auf chemischem Wege dargestellt worden ist. Wenn man also eine Schicht Chlorsilber dem Licht aussetzt, so erhält man schließlich drei Schichten, die oberste besteht aus metallischem Silber, die mittlere aus Silbersubchlorid, die unterste aus unzersetztem Chlorsilber. Die Stärke der Schichten ist abhängig von der Dauer der Lichtwirkung und von der Stärke der ursprünglichen Chlorsilberschicht.