Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Signatūr“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 963
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Signatūr. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 963. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Signat%C5%ABr (Version vom 06.05.2021)

[963] Signatūr (lat.), ein Zeichen, wodurch die Reihenfolge, die Ordnung, der Wert, die Beschaffenheit einer Sache angegeben wird; in der Buchdruckerkunst das Zeichen, durch welches die Aufeinanderfolge der Bogen einer Druckschrift bezeichnet wird (jetzt meist fortlaufende Ziffern; vgl. Duernen); auch der kleine Einschnitt (Kerbe) an den Drucklettern; in der Geschäftssprache Bezeichnung einer Schrift mit einem bloßen Namenszug statt der vollständigen Namensunterschrift; zuweilen auch eine Resolution, die nicht förmlich ausgefertigt, sondern nur auf der eingegebenen Schrift selbst bemerkt worden ist. In der Musik versteht man unter Signaturen die Ziffern und Zeichen über dem Generalbaß zur nähern Bezeichnung der zugehörigen Akkorde. – Lehre von der S. hieß die seit den ältesten Zeiten vorhandene und namentlich in den Tagen des Paracelsus ausgebreitete Ansicht, daß jeder Naturkörper, und namentlich die Pflanzen, äußerlich in Gestalt, Farbe und sonstiger Beschaffenheit Zeichen trügen, an denen man erkennen könne, gegen welche Leiden des tierischen und menschlichen Körpers sie anzuwenden seien. So brauchte man Pflanzen mit Kalkausschwitzungen, wie Steinsame und Steinbrech, gegen Steinleiden, Disteln gegen Seitenstechen, Schöllkraut wegen des gelben Saftes gegen Gelbsucht, die Lungenflechte (Pulmonaria) wegen ihrer grubigen Beschaffenheit gegen Lungenkrankheiten, Gauchheil wegen der schädelförmigen Samenkapsel gegen Tollheit, Allermannsharnisch wegen des panzerähnlichen Geflechts der Zwiebel als Schutzmittel gegen Angriffe aller Art etc. Der Glaube an die Wirksamkeit der meisten Volksheilmittel aus der Pflanzenwelt beruht auf der Lehre von der S.