MKL1888:Sicherheitsventil

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Sicherheitsventil“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 933934
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Sicherheitsventil. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 933–934. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sicherheitsventil (Version vom 23.11.2022)

[933] Sicherheitsventil, ein Ventil an Gefäßen mit innerer Pressung (z. B. Dampfkesseln, Luftreservoirs, hydraulischen Pressen etc.), welches nach außen hin aufschlägt und so stark belastet ist, daß bei normaler Pressung der Druck auf die innere Ventilfläche nicht ausreicht, den durch die Belastung ausgeübten, auf Schluß des Ventils wirkenden Druck zu überwinden, während bei höherer Pressung der Druck auf die Innenfläche des Sicherheitsventils überwiegt und das Ventil öffnet. Man glaubte, es könne durch das geöffnete Ventil der ganze Überschuß an Preßflüssigkeit, durch dessen Auftreten die Drucksteigerung hervorgerufen wird, entweichen, so daß das betreffende Gefäß gegen Explosion gesichert sei; dies ist jedoch bei Gefäßen, welche mit gepreßten luftförmigen Körpern gefüllt sind, und speziell bei Dampfkesseln nicht der Fall (wie ja auch viele Dampfkesselexplosionen beweisen, welche bei nachweislich gut fungierendem S. stattgefunden haben), das S. verrichtet hierbei nur die Dienste eines Warnapparats, indem es durch Entweichenlassen von Dampf das Vorhandensein eines zu großen Druckes anzeigt. Es ist deshalb in den polizeilichen Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln im Deutschen Reich vom 29. Mai 1871 von einer Vorschrift über die Größe der Sicherheitsventile Abstand genommen und nur angeordnet, daß jeder Dampfkessel mit wenigstens einem zuverlässigen S. versehen sein muß. Nach der Art ihrer Belastung teilt man die Sicherheitsventile ein in solche mit Gewichtsbelastung und solche mit Federbelastung, wobei man ferner Sicherheitsventile mit direkter Belastung und Sicherheitsventile mit Hebelbelastung

Fig. 1. Sicherheitsventil mit Gewichtshebelbelastung.

unterscheidet, je nachdem das Gewicht, bez. die Feder entweder direkt oder mit Hilfe eines Hebels auf das [934] Ventil drückt. Fig. 1 zeigt ein S. mit Gewichtshebelbelastung. Hierin ist a das Ventil, c dessen Sitz, f das Gewicht, welches an einem bei b drehbaren Hebel d angebracht ist. Mittels des Stifts e wird der Belastungsdruck auf einen Punkt des Ventils übertragen, welcher unter der Sitzfläche g liegt, wodurch ein Umkippen des Ventils vermieden werden soll. Der Bügel h dient zur Führung des Hebels d. Bei direkter Belastung wird das Gewicht entweder in Form von Scheiben in einem über dem Ventil angebrachten Gehäuse oder in Form von Ringen, welche an einem auf dem Ventil ruhenden Querstück hängen, an dem Ventilstutzen i geführt. Ein S. mit Hebelbelastung und Feder unterscheidet sich von dem in Fig. 1 dargestellten nur dadurch, daß statt des Gewichts f eine mit einem Ende am Dampfkessel oder sonstwo befestigte Schraubenfeder angebracht ist, deren Spannung mit Hilfe einer geeigneten Stellschraubenvorrichtung

Fig. 2. Sicherheitsventil mit direkter Federbelastung.

reguliert werden kann. Ein S. mit direkter Federbelastung ist in Fig. 2 dargestellt. Über zwei Ventilen vv liegt ein Querstück t, in dessen Mitte die von der Feder f herkommende Stange s angreift. Die Muttern m dienen zur Regulierung der Federkraft. Wesentlich ist es bei Sicherheitsventilen, daß die Sitzfläche g (Fig. 1) nur eine sehr schmale Ringfläche bildet. Bei großer Sitzfläche hält es schwer, diese dicht zu schleifen. Ferner wirkt die Adhäsion größerer Berührungsflächen der Öffnung des Ventils entgegen, auch lagern sich darauf mehr Unreinigkeiten[WS 1] ab als auf schmalen Sitzflächen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Unreinigkei|ken