Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Settembrīni“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 896
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Settembrīni. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 896. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Settembr%C4%ABni (Version vom 08.03.2023)

[896] Settembrīni, Luigi, ital. Literarhistoriker, geb. 1812 zu Neapel, verbrachte nach dem frühzeitigen Tod seines Vaters, eines Advokaten, seine Jugend in drückenden Verhältnissen, bis er 1835 eine Stelle als Professor der Rhetorik am Lyceum zu Catanzaro erhielt. 1839 wurde er mit andern politischer Umtriebe angeklagt und nach einer Untersuchungshaft von 3½ Jahren zwar freigesprochen, aber nicht wieder angestellt. 1847 richtete S. an die Völker Europas anonym den berühmten Protest gegen die Herrschaft der Bourbonen („Protesta dei popoli delle due Sicilie“), von welchem im darauf folgenden Jahr eine französische Übersetzung zu Paris erschien. Nachdem der Verdacht der Autorschaft auf ihn gefallen, flüchtete er für einige Zeit nach Malta. Der Umschwung des Jahrs 1848 führte ihn nach Neapel zurück, wo er 1½ Monate lang die Geschäfte des Unterrichtsministeriums leitete. Nach eingetretener Reaktion (1849) wurde er verhaftet; 1852 wurde ihm das Todesurteil gesprochen, dasselbe aber im Weg der Gnade in lebenslängliche Kerkerhaft verwandelt, aus der er 1859 durch die mutige List seines Sohns nach London entkam. Im Gefängnis hatte er sich mit einer Übersetzung des Lukian beschäftigt, die er später herausgab (Flor. 1861–62, 3 Bde.). Seit 1860 lebte er wieder in Neapel, woselbst ihm zuerst das Amt eines „Studieninspektors“, dann der Lehrstuhl der italienischen Litteratur an der Universität übertragen wurde. Von Minghetti 1873 zum Senator ernannt, starb S. in großer Armut 4. Nov. 1876 zu Neapel. Die ganze Eigenart seines Geistes verrät sich in dem bekannten litteraturgeschichtlichen Werk „Lezioni di letteratura italiana“ (Neap. 1867–72, 3 Bde.; 7. Aufl. 1882), welchem das leidenschaftliche Naturell des Neapolitaners eine außerordentliche Lebendigkeit des Stils verleiht. Nach seinem Tod erschienen seine Autobiographie „Ricordanze della mia vita“ (Neap. 1876–80, 2 Bde.; 5. Aufl. 1881), eine Sammlung seiner kleinern Schriften („Scritti vari“, das. 1879) und sein Briefwechsel („Epistolario“, das. 1883). Vgl. Torraca, Luigi S. (Neap. 1877).