Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Seidenschwanz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Seidenschwanz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 827
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Seidenschwänze
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Seidenschwanz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 827. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Seidenschwanz (Version vom 06.09.2024)

[827] Seidenschwanz (Ampelis L., Bombycilla Vieill.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel und der Familie der Seidenschwänze (Ampelidae), welche den Fliegenfängern am nächsten steht. Die Seidenschwänze sind gedrungen gebaut, mit kurzem Hals, ziemlich großem Kopf, mittellangen und spitzigen Flügeln, in denen die erste und zweite Schwinge am längsten sind, kurzem, an der Wurzel etwas breitem, an der Spitze sanft herabgebogenem und vor derselben mit einem kleinen Ausschnitt versehenem Schwanz, kurzem, geradem Schnabel, ziemlich kurzen, starken Füßen, reichhaltigem, seidenweichem Gefieder, auf dem Kopf mit einer Holle und mit roten, hornigen Spitzen an den Armschwingen und Steuerfedern. Der europäische S. (Winterdrossel, Kreuz-, Pest-, Sterbevogel, Ampelis garrula L., s. Tafel „Sperlingsvögel II“), 20 cm lang, 35 cm breit, rötlichgrau, unterseits heller, am Kinn und an der Kehle schwarz, mit schwarzem Zügel und Augenstreifen, außen gelb gefleckten, innen weiß gekanteten Handschwingen und schwärzlichen, an der Spitze gelben Schwanzfedern, bewohnt als Strichvogel im N. Europas, Asiens und Amerikas Fichtenwälder, wandert, durch Nahrungsmangel gezwungen, südwärts und weilt bisweilen in größern Gesellschaften bei uns von November bis März. Er ist träge, friedfertig, gesellig, einfältig und dreist, er singt leise und unbedeutend, klettert geschickt, fliegt leicht und schnell, nährt sich von Beeren und Insekten und ist ungemein gefräßig. Er nistet nicht hoch über dem Boden, aber sehr versteckt auf Fichten und legt im Juni 5–7 bläuliche, dunkel gefleckte und punktierte Eier. Man fängt den S. sehr leicht in Dohnen oder auf dem Vogelherd. Er wird in der Gefangenschaft bald zahm, wird aber durch seine Gefräßigkeit lästig. Das Fleisch ist schmackhaft. Ehemals galt der S. wegen seines unregelmäßigen Erscheinens als Vorbote von allerlei Landplagen.