Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Sebastian“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 791792
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Sebastian. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 791–792. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sebastian (Version vom 04.11.2022)

[791] Sebastian, 1) Heiliger der katholischen Kirche, diente nach der Legende unter Diokletian als Hauptmann in der Prätorianergarde und ward, da er sich weigerte, seinen Glauben abzuschwören, von mauretanischen Bogenschützen mit Pfeilen durchbohrt. Unter der Pflege einer Christin, Irene, wieder genesen, ward er 288 zu Tod gestäupt. Er ist Patron der Schützengesellschaften, sein Tag der 20. Januar. Sebastians Martyrium bildet einen Lieblingsgegenstand der christlichen Kunst, die ihn meist als schönen, nur mit dem Lendentuch umgürteten Jüngling, an den Baum oder Pfahl gebunden und von zahlreichen Pfeilen durchbohrt, darstellt. Von den Kunstwerken dieser Art verdienen besondere Erwähnung die Statue von M. Civitali im Dom zu Lucca (s. Tafel „Bildhauerkunst VI“, Fig. 12), die Bilder von Luini (Certosa von Pavia), Soddoma (Uffizien zu Florenz), Mantegna (Belvedere in Wien), Holbein (Pinakothek in München), P. Veronese (San Sebastiano in Venedig), Domenichino (Maria degli Angeli in Rom) etc.

2) Dom, König von Portugal, geb. 1554, der nachgeborne Sohn des Infanten Johann und Johannas, einer Tochter Kaiser Karls V., kam 1557 nach dem Tod seines Großvaters Johann III. zur Regierung unter Vormundschaft seines Oheims, des Kardinals Heinrich. Ein religiöser Fanatiker, schwärmte S. für eine Erneuerung der Kreuzzüge und die Eroberung Afrikas u. Indiens, unternahm schon 1574 mit 900 Portugiesen eine Expedition nach Tanger gegen die Mauren und nahm 1578 in dem Krieg zwischen dem Scherif Mulei Moloch u. dessen Neffen Mulei Mehemed für letztern Partei. Er landete glücklich bei Alzira und griff den Scherif 4. Aug. bei Alkazar an; doch ward fast das ganze portugiesische Heer aufgerieben, und S. selbst verschwand im Getümmel der Schlacht; mit Mühe wurde sein entstellter Leichnam aufgefunden und in Ceuta, später in Portugal beigesetzt. Doch bestritt man die Echtheit desselben. Daher traten, nachdem Philipp II. von Spanien auf den Thron Portugals gelangt war, einige Abenteurer als Pseudosebastiane auf. Die bedeutendste Rolle unter diesen spielte der vierte, der 1598 in Venedig auftrat, nach Spanien ausgeliefert [792] und dort ins Gefängnis von San Lucar geworfen wurde, wo er 1600 wahrscheinlich hingerichtet ward. Vgl. Machado, Memorias para a historia de Portugal que comprehendem o governo del rey Dom S. (Lissab. 1736–51, 4 Bde.); d’Antas, Les faux Don Sébastien (Par. 1865).