Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Scudéry“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Scudéry“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 790
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Scudéry. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 790. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Scud%C3%A9ry (Version vom 17.02.2023)

[790] Scudéry (spr. skü-), Madeleine de, franz. Schriftstellerin, geb. 1607 zu Le Havre, war ein hervorragendes Mitglied des Hôtel Rambouillet und schrieb vielbewunderte Romane, in welchen sie unter antiken Masken und Daten Personen und Sitten ihrer Zeitgenossen schilderte; die gesuchte, schwülstige Schreibart, die lächerlich übertriebene Empfindsamkeit, Eintönigkeit und Langeweile machen sie ungenießbar. Boileaus Angriffe (seit 1665) brachten ihren Ruhm zu Falle; sie starb 2. Juni 1701. Der berühmteste Roman dieser „neuen Sappho“, wie ihre Bewunderer sie nannten, ist „Artamène, ou le grand Cyrus“ (1649 bis 1653, 10 Bde.), nächst diesem „Clélie, histoire romaine“ (1656, 10 Bde.), in welchem Lucretia einer Preziösen des 17. Jahrh. aufs Haar gleicht. Neben andern Romanen („Ibrahim“, „Amahide“ etc.) schrieb sie mehrere Serien „Conversations“ und „Entretiens“, „Fables“, „Poésies légères“ und „Lettres“, welche noch nicht gesammelt sind. Vgl. Rathéry, Mademoiselle de S., sa vie et sa correspondance (Par. 1873). – Ihr Bruder Georges de S., geb. 1601, seit 1650 Mitglied der Akademie, hat sich weniger durch seine Tragödien als durch seine Opposition gegen den „Cid“ von Corneille und seine hämische Kritik desselben einen Namen gemacht; er starb 1667. Seine Eitelkeit und Prahlerei sowie der Schwulst und die Geschmacklosigkeit seiner Poesie finden in Boileaus Satiren die verdiente Zurechtweisung. Mehrere Romane seiner Schwester erschienen zuerst unter seinem Namen.