Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schwindel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 776
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Schwindel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 776. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schwindel (Version vom 26.12.2022)

[776] Schwindel (Vertigo), eigentümliches Gefühl des gestörten Gleichgewichts, besteht in einer kreisförmigen oder pendelartigen Scheinbewegung, in einem scheinbaren Schwanken der Objekte, besonders des Fußbodens. Der Kranke verliert dabei das Bewußtsein des Gleichgewichts, welches besonders zur Behauptung der aufrechten Stellung des Körpers notwendig ist. Der S. kommt vor in reiner Form oder mit andern Störungen der Gehirn- und Nerventhätigkeit vermischt. Im erstern Fall, z. B. bei dem Schwindelgefühl, das viele Personen beim Besteigen hoher Türme, Berge, Masten ergreift, scheint es sich lediglich um eine Augentäuschung, um die mangelhafte Abschätzung der Distanzen einzelner Gegenstände zu handeln, bei welcher Täuschung diejenige Beurteilung unsrer eignen Körperlage, die wir als Ortssinn oder Muskelsinn bezeichnen, getrübt wird. Im andern Fall, z. B. bei wirbelndem Drehen des Körpers, beim Tanzen, Schaukeln, Seefahren und im Rausch, werden noch andre sensible oder Hemmungsnervenbahnen mit in die Erregung einbezogen, woraus Ohrensausen, Übelkeit, Erbrechen, verlangsamte Herzthätigkeit, Ohnmacht und ähnliche Zufälle hervorgehen. – In übertragenem Sinne nennt man S. jede an die Grenzen des Betrugs hart anstreifende oder auch solche überschreitende Thätigkeit, insbesondere auf dem Gebiet des Erwerbs.