MKL1888:Schratzenlöcher
[622] Schratzenlöcher (Erdlöcher, Erdställe, Hauslöcher), unterirdische Höhlungen in Ober- und Niederbayern, [623] Oberpfalz, Ober- und Niederösterreich, Mähren, Steiermark, Ungarn, vom Volk mit Spukgestalten oder Kriegsläuften in Verbindung gebracht, sind nach Karner in sich abgeschlossene Systeme, die aus Kammern und labyrinthisch verzweigten, oft sehr niedrigen Gängen bestehen, auch senkrechte Schlupfgänge besitzen. Die Kammern, meist 1,6 m hoch, 1,5 m breit und 2 m lang, sind oft elegant gestaltet, haben Sitze und Bänke sowie Nischen, in welchen brennende Lampen gestanden haben. Die Kammern und oft ganze Anlagen sind von Süden nach N. angelegt, oft in Kreuzform mit Schlußvorrichtung und mit tiefen Quellen und Brunnen in Verbindung. Nach Karner stammen die S. aus der Zeit der Quaden, also aus den ersten Jahrhunderten nach Christo, und dienten wohl religiösen, kulturellen Zwecken; urkundlich werden sie zuerst im 13. Jahrh. erwähnt.