MKL1888:Schmiervorrichtungen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schmiervorrichtungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 566567
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Schmiervorrichtungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 566–567. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schmiervorrichtungen (Version vom 15.12.2023)

[566] Schmiervorrichtungen (Schmierapparate) haben den Zweck, Schmiermittel an den Ort ihrer Wirksamkeit, d. h. zwischen die sich reibenden Flächen, gelangen zu lassen. Eine gute Schmiervorrichtung muß regelmäßig funktionieren und dabei an Schmiermaterial nur gerade so viel zuführen, als zur Reibungsverminderung gebraucht wird. Für die meisten kleinen Maschinenteile, wie sie bei Drehbänken, Hobelmaschinen, Nähmaschinen etc. vorkommen, genügt als Schmiervorrichtung ein bis zu den reibenden Flächen hingeführtes Loch, das Schmierloch, welches am

Fig. 1. Nadel­schmierapparat.

Eingußende zweckmäßig erweitert und gegen das Eindringen von Staub durch einen Stöpsel geschützt ist. Von den Selbstölern, welche nach einmaliger Füllung den betreffenden Maschinenteil auf längere Zeit mit Öl versehen, besitzt der Nadelschmierapparat (Fig. 1) ein gläsernes, flaschenartiges Gefäß, dessen dünnes Ausflußröhrchen nach unten gerichtet ist. Steht der zu schmierende Maschinenteil still, so kann wegen des Luftdrucks kein Öl heraustreten, durch eine Bewegung jenes Maschinenteils wird jedoch fortwährend das Öl am untern Ende des nach Art einer Schreibfeder wirksamen Stiftes abgestreift, so daß das darüber befindliche infolge der Schwere nachsinkt u. durch Kohäsion etwas Öl aus dem Glasgefäß nach sich zieht. Zur Schmierung von Dampfcylindern dienen vielfach die Schmierhähne (Fig. 2), bestehend aus einem Ölgefäß a, das durch den Hahn b mit dem Dampfcylinder und durch den Hahn c

Fig. 2. Schmierhahn. Fig. 3. Kontinuierlich wirkender Schmierapparat.

mit der Schale d kommuniziert. Beim Schmieren schließt man b und füllt a durch die Schale d und den geöffneten Hahn c mit Öl, worauf c geschlossen und b geöffnet wird, so daß das Öl nunmehr in den Cylinder gelangen kann. Von den kontinuierlich wirkenden S. besitzt die von Dreyer, Rosenkranz und Droop ausgeführte (Fig. 3) ein Ölgefäß a, welches durch das Rohr b mit dem Cylinder in Verbindung steht und bei geschlossenem Regulierventil d und bei geöffneter Verschlußschraube c mit Öl gefüllt wird. Ist dann c geschlossen und d geöffnet, so tritt Dampf durch b in a ein und verwandelt sich durch Abkühlung in Wasser, welches, weil schwerer als das Öl, in a zu Boden sinkt; dadurch wird der Ölspiegel gehoben, [567] so daß etwas Öl durch b in den Cylinder gelangen kann. Der Hahn e dient zum Ablassen des Kondensationswassers. Andre S. führen dem zu schmierenden Maschinenteil das Schmieröl in einzelnen Tropfen zu und

Fig. 4. Mechanische Schmiervorrichtung.

zwar in Intervallen, deren Größe von der Geschwindigkeit der sich reibenden Flächen abhängig gemacht wird. Ein solcher Apparat hat folgende Einrichtung (Fig. 4). Auf dem Arbeitscylinder ist ein Ölgefäß a angebracht, in welchem ein Zahnrad b durch ein kleines Triebrad c kontinuierlich gedreht wird. Der Antrieb erfolgt durch eine Schnurscheibe d mit Hilfe einer von der Steuerwelle e der Maschine aus bewegten Lederschnur. Auf dem Rad b sind zu beiden Seiten kleine, um Zapfen drehbare Stifte f‌f angebracht, die, wenn sie aus dem Öl auftauchen, einen Tropfen davon mitnehmen und an dem Rande des Röhrchens g abstreifen. Solch ein Röhrchen befindet sich zu beiden Seiten des Rades b, eins führt zum Schieber, das andre zum Treibkolben. Der Ölzufluß ist durch die Anzahl und Stärke der Drahtstiftchen regulierbar. Litteratur s. Schmiermittel.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 729730
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[729] Schmiervorrichtungen. Außerordentlich groß ist der Prozentsatz von Verunglückungen im Maschinen- und Fabrikbetrieb, welche dadurch herbeigeführt werden, daß die Maschinenteile, speziell die Transmissionen (Wellen, Räder, Hebel etc.), während der Bewegung geschmiert werden. Die Notwendigkeit der Schmierung während des Ganges sollte soviel wie möglich durch Selbstöler (s. Schmiervorrichtungen, Bd. 14, S. 566) vermieden werden. Sind aber Gründe vorhanden, welche ein Schmieren von Transmissionslagern etc. während des Ganges erforderlich machen, so läßt sich dies vom Fußboden oder sonst einem gefahrlosen Standort aus mittels eines auf einer Stange in einer Gabel drehbar befestigten Schmierkännchens bewirken. Ein an der Stange angebrachter Seitenstift dient dazu, den Deckel des Schmiergefäßes am Lager etc. zu öffnen. Mit Hilfe eines Zugfadens wird darauf das Schmierkännchen so geneigt, daß Öl ausfließt, worauf es nach beendigtem Schmieren sich durch sein Eigengewicht wieder aufrichtet. Muh der Arbeiter dennoch bis zur Lagerstelle emporsteigen, so muß dafür gesorgt werden, daß ihm beim Schmieren ein sicherer Stand gegeben wird. Hier empfehlen sich vor allem die Hakenleitern, Leitern, welche am obern Ende mit runden, abwärts gerichteten Haken versehen sind, um mittels dieser auf Stangen etc. ohne Gefahr des Ausrutschens angelegt werden zu können. Häufig ist es empfehlenswert, die Hakenleitern direkt gegen die Wellen zu legen, deren Lager geschmiert werden sollen. Von Hambruch in Berlin ist ein pneumatischer Zentralschmierungsapparat angegeben, bei welchem die Füllung der einzelnen Ölgefäße nur einmal in der Woche durch eine dazu besonders bestimmte Person beim Stillstand des ganzen Werkes (Sonntags) geschieht, so daß Unglücksfälle möglichst ausgeschlossen sind. Die Zentralschmierung besteht aus einer Anzahl besonderer Schmiergefäße, welche auf den zu schmierenden Lagern etc. angebracht sind, einem in der Maschinenstube aufgestellten und von der Maschine betriebenen Luftkompressionsapparat und

Hambruchs Schmiergefäß.

einer diesen mit den Schmiergefäßen verbindenden Röhrenleitung. Die Schmiergefäße sind in der Figur dargestellt. Ein oben offener Cylinder a mit Rohr b in der Mitte ist auf den Deckel des zu schmierenden Lagers aufgeschraubt und mit einem Deckel c geschlossen, der mit einem unten offenen Cylinder e in die Schale a eingreift und mit einem unten offenen Rohr f das Rohr b umgreift. Ist nun das Gefäß a bis an die Oberkante des Rohrs b mit Öl gefüllt und der Deckel daraufgesetzt, so entsteht der nach außen vollkommen abgeschlossene Raum d innerhalb der beiden Cylinder e und f, welcher durch die Öffnung g mit der vom Kompressionsapparat herkommenden Leitung in Verbindung steht. Derartige Gefäße sind über jedem zu schmierenden Teil angebracht. Tritt nun in der Luftleitung eine geringfügige Luftverdichtung ein, so wird der Ölspiegel in d niedergedrückt, das Öl steigt am Rohr f auf und fließt durch b in das zu schmierende Lager. Bei allen Schmiergefäßen ist die Länge des Röhrchens b gleich, es werden daher, da die Luftverdichtung überall gleich ist, alle Schmiergefäße, welche mit ihr verbunden sind, in derselben Zeit entleert sein. Um nun die in dieser Zeit ausfließende Ölmenge dem Bedarf des Lagers entsprechend einzurichten, hat man nur nötig, die Durchmesser der Schmiergefäße verschieden groß zu machen, die mit größerm Durchmesser auf die mehr beanspruchten Lager, die mit kleinerm Durchmesser auf die kleinern Lager zu setzen. Das Fassungsvermögen aller Schmiergefäße ist so groß gewählt, daß dieselben für eine Woche Ölvorrat aufnehmen, so daß man täglich den sechsten Teil des Inhalts in das Lager [730] zu verdrängen hat. Die Höhe der Röhrchen beträgt 60 mm, es wird daher an jedem Tag ein um 10 mm Ölsäule höherer Druck als am vorhergehenden Tag in der Luftleitung zu erzeugen sein, und da jeder Tag einem besondern Luftdruck entspricht, so wird der Wärter in der Maschinenstube an einem Druckanzeiger genau kontrollieren können, ob so viel Material aus den Schmiergefäßen verdrängt wird, wie nötig ist.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 837838
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[837] Schmiervorrichtungen. Die mechanischen S., welche das Schmiermaterial den sich reibenden Flächen in genau abgemessenen Mengen zuführen sollen, finden immer weitere Verbreitung wegen der damit verbundenen größern Sicherheit der Schmierung bei geringerm Ölverbrauch. Sehr häufig werden solche S. verwendet, welche das Öl je nach dem Gange der zu schmierenden Maschine in größerer oder kleinerer Quantität einpumpen oder eindrücken. Zu diesen S. gehört der Viktoriaschmierapparat von J. Losenhausen in Düsseldorf-Grafenberg (Fig. 1). Derselbe besteht im wesentlichen aus einer einfach wirkenden Druckpumpe, welche das Öl durch eine Röhrenleitung zwischen die zu schmierenden Flächen drückt. Die Bewegung des Kolbens A der Pumpe erfolgt während der Druckperiode von einer auf einer querliegenden Welle C angebrachten unrunden Scheibe B, während der Saugperiode durch eine Spiralfeder. Der Umfang der unrunden Scheibe ist eine in radialer Richtung gleichmäßig steigende Kurve (archimedische Spirale), die an ihrer breitesten Stelle plötzlich durch eine steil bis zum Anfang der Kurve abfallende gerade Linie unterbrochen wird. Berührt der Kolben die Scheibe an ihrer tiefsten Stelle, so wird er bei einer Drehung der Welle C samt Scheibe B in der Pfeilrichtung durch die ansteigende Kurve der Scheibe in die Pumpe hineingedrückt, bis er, den höchsten Punkt der Scheibe überschreitend, von diesem abgleitet und durch die Spannung der Spiralfeder plötzlich auf den niedrigsten Punkt zurückgeschoben wird, um gleich darauf seine Bewegung nach vorwärts wieder zu beginnen. Die Pumpe saugt aus dem Ölgefäß G, welches, um den Ölvorrat sichtbar zu machen, zweckmäßig aus Glas hergestellt wird. Die Antriebsvorrichtung besteht aus dem Hebel H mit Sperrklinke S und dem auf der Welle C befestigten Sperrrad Z. Der Hebel H wird mittels einer bei M angreifenden Stange etc.

Fig. 1. Viktoriaschmierapparat von Losenhausen.

mit dem zu schmierenden Maschinenteil oder einem Teil einer ganzen zu schmierenden Maschine so in Verbindung gebracht, daß er in schwingende Bewegung gerät und mittels der Klinke S bei jeder Schwingung das Sperrrad Z um eine gewisse Anzahl Zähne in der Pfeilrichtung umdreht. Die Anzahl der von der Sperrklinke übersprungenen Zähne läßt sich durch Verschiebung des Angriffspunktes M nach Bedarf regulieren. Durch das plötzliche Zurückspringen des Kolbens unter der Einwirkung der Spiralfeder soll bezweckt werden, daß die Saugperiode nur ein Minimum von Zeit in Anspruch nimmt, damit die Druckwirkung der Pumpe nur auf einen Augenblick unterbrochen und die Schmierung möglichst kontinuierlich erfolgt. Bei dieser Schmiervorrichtung können Öle jeden Flüssigkeitsgrades verwendet werden. Hat man dünnflüssige Öle, so kann die Schmiervorrichtung noch mit einem Öltropfapparat verbunden werden, welcher dazu dient, die Wirkung der Pumpe sichtbar zu machen. Er besteht aus einem über dem Druckventil der Pumpe angebrachten, mit Wasser gefüllten Glasrohr R, an welches sich oben die Druckleitung L für das Öl anschließt. Das aus der Pumpe herausgedrückte Öl tritt von außen sichtbar tropfenweise in dem Wasser empor. Beim Stillstand der zu schmierenden Maschine hört die Schmierwirkung auf, beginnt aber sogleich wieder mit der Ingangsetzung der Maschine.

Der Schmierapparat von Wittfeld (Patent-Präzisionsschmierapparat) druckt das Öl direkt aus dem Ölbehälter in die Druckleitung. Er besteht (Fig. 2 u. 3, S. 838) aus dem Ölcylinder c, in dem ein Kolben p mittels eines Differentialschaltwerks und der [838] Schraube s langsam vorwärts bewegt wird. Letzteres besteht aus den Zahnrädern a und b, dem Hebel d und der Sperrklinke e. Die Drehung der beiden Räder a u. b wird durch die schwingende Bewegung des Hebels d, welcher vermittelst der Öse o mit einem der hin und her schwingenden Teile einer Maschine verbunden ist, und der Sperrklinke e bewirkt. Das Rad b enthält in seiner Nabe die Mutter zur Schraube s, während das Rad a durch Nute und Feder so mit der Schraube verbunden ist, daß es sich auf ihr nur axial verschieben, nicht aber um sie drehen kann. Würden beide Räder sich gleichmäßig drehen, so würde die Schraube s und der Kolben p sich nur drehen, ohne in den Pumpencylinder einzudringen. Nun haben aber die Räder a und b verschiedene Zähnezahlen, derart, daß unter der Einwirkung der Sperrklinke e das Rad a und somit

Fig. 2. Fig. 3.
Präzisions-Schmierapparat von Wittfeld.

auch die Spindel s im Drehungssinn gegen b voreilen wird. Dadurch wird die Schraube aus ihrer Mutter nach dem Pumpeninnern zu herausgeschraubt und zwar, da die relative Drehbewegung von a gegen b nur gering ist, mit sehr geringer Geschwindigkeit. Der Kolben p wird somit ganz langsam vorbewegt und drückt das Öl vor sich her. Die Reibungswiderstände sind derart bemessen, daß der Apparat ohne Anwendung von Gegenklinken sicher arbeitet. Der jeweilig vom Kolben p zurückgelegte Weg, bez. die Menge des im Ölcylinder c noch vorhandenen Öls kann in jedem Augenblick an dem Stande der Schraubenspindel s erkannt werden. Wenn der Kolben p seinen Hub vollendet hat, findet eine selbstthätige Auslösung des Schaltwerkes statt, so daß dieses den Kolben nicht mehr weiter vortreiben kann. Dann muß der Cylinder von neuem gefüllt werden. Dies geschieht nach Umlegung des Hahnes h vom Trichter t aus, indem der Kolben p durch Umdrehung der Kurbel k zurückgezogen wird. Hierbei muß jedoch das Rad b festgestellt sein und das Rad a sich frei drehen können, was durch Umklappen der Klinke e ermöglicht wird, so daß sie mit ihrer hintern hakenförmigen Verlängerung r, die nur die Breite des Rades b hat, in dieses eingreift. Auch bei diesen S. findet während des Stillstandes der Maschine eine Ölung nicht statt.