MKL1888:Schlittschuhlaufen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schlittschuhlaufen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 813814
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Schlittschuhlaufen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 813–814. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schlittschuhlaufen (Version vom 12.12.2023)

[813] Schlittschuhlaufen. Die Vorzüge des einfachen Schlittschuhlaufens[WS 1] (s. d., Bd. 14) vereinigt in verstärktem und veredeltem Maße das Kunstlaufen, das gegenwärtig als besonderer Sport bereits vollständig ausgebildet ist. Das Verdienst, die zahllose Menge der Kunstfiguren in ein System gebracht zu haben, gebührt dem Wiener Eislaufverein.

Allgemeine praktische Winke: Das Körpergewicht ruht bei der Vorwärtsbewegung auf den Fersen,

Fig. 1. Bogen.

bei der Rückwärtsbewegung auf dem vordern Teile des Fußes. Beide Füße sind gleichmäßig auszubilden. Der Blick sei nicht den Spuren auf dem Eise, sondern frei der Richtung der Bewegung zugewendet. Den Schwung gewinne man mehr durch richtige Haltung, als durch Abstoß und andre äußere Mittel. Die Haltung ist richtig, wenn sie in ungezwungener Weise jeweils dem auszuführenden Bogen angepaßt ist.

Anleitung zum Kunstlaufen: Die Grundlage ist der Bogen (Fig. 1). Er entsteht, indem der Läufer auf einer Kante des Schlittschuhs sich fortbewegt. Da diese Bewegung auf der äußern oder auf der innern Kante, vorwärts oder rückwärts stattfinden kann, so gibt es vier verschiedene Arten von Bogen:

Bogen vorwärts auswärts,
vorwärts einwärts,
rückwärts auswärts,
rückwärts einwärts.

Fig. 1 veranschaulicht die Spur des rechten Fußes, einen ganzen Bogen vorwärts auswärts beschreibend. Auch die folgenden Figuren sind rechts vorwärts auswärts beginnend dargestellt. Als Vorübung zum Bogenlaufen benutze man das Laufen im Kreise vorwärts und rückwärts, indem man den Körper seitlich neigt und fortgesetzt mit dem einen Fuße vor dem andern übertritt. Man gewinnt dadurch Sicherheit, auf der Kante des Schlittschuhs sich zu halten und lernt am raschesten die für das Bogenlaufen erforderliche, seitlich zum Eise geneigte Körperhaltung. Der Dreier (Fig. 2) besteht aus einem Bogen vorwärts und einem Bogen rückwärts, welche ohne Zwischenabstoß durch eine halbe Drehung des Körpers verbunden

Fig. 2. Dreier.

werden. Geschieht die Drehung von vorwärts nach rückwärts, so ist sie auf dem vordern Teil des Schlittschuhs (Zehendrehung), geschieht sie von rückwärts nach vorwärts, so ist sie auf dem hintern Teile des Schlittschuhs (Fersendrehung) auszuführen. Gemäß der vier Bogenarten gibt es vier verschiedene Dreier:


Dreier vorwärts auswärts – Zehendrehung – rückwärts einwärts,
vorwärts einwärts – Zehendrehung – rückwärts auswärts,
rückwärts auswärts – Fersendrehung – vorwärts einwärts,
rückwärts einwärts – Fersendrehung – vorwärts auswärts.

Der Doppeldreier (Fig. 3) besteht aus drei Bogen, die ohne Zwischenabstoß durch zwei Dreierwendungen

Fig. 3. Doppeldreier.

aneinandergefügt werden. Er endet stets mit demselben Bogen, mit dem er begonnen wird, und läßt sich nach den vier Bogenarten gleich dem Dreier auf vierfache Weise ausführen. Die Schlinge (Fig. 4) entsteht durch eine ganze Drehung des Körpers in der Mitte eines Bogens. Entsprechend den vier Bogenarten gibt es vier verschiedene Schlingen. Bei den Schlingen vorwärts geschieht die Drehung auf dem hintern, bei den Schlingen rückwärts auf dem vordern Teile des Schlittschuhs. Der Schlangenbogen (Fig. 5) besteht aus zwei Bogen, welche ohne Zwischenabstoß und ohne Drehung durch einen Kantenwechsel aneinandergefügt werden. Auch hier gibt es vier Arten, je nachdem man auswärts oder einwärts, vorwärts oder rückwärts beginnt.

Fig. 4. Schlinge. Fig. 5. Schlangenbogen.

Mit fortschreitender Fertigkeit lerne man, den Schlangenbogen ohne Zwischenabstoß mit Dreier, Doppeldreier und Schlinge verbinden, verbinde sodann letztere Figuren untereinander. Das Studium der einfachen Übungen und ihrer Zusammensetzungen wird den Läufer auf sicherem Wege zur Meisterschaft [814] auf dem Eise führen. Vgl. Stößer, Lehrkarten zum S. (Baden-Baden 1889).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe unter Schlittschuh.