Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schill“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 473
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Schill. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 473. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schill (Version vom 09.11.2022)

[473] Schill, Fisch, s. v. w. Schiel, s. Sander.

Schill, Ferdinand Baptista von, preuß. Patriot, geb. 6. Jan. 1776 zu Wilmsdorf bei Dresden, trat 1788 in ein preußisches Husarenregiment. In der Schlacht bei Auerstädt am Kopfe verwundet, wartete er seine Genesung zu Kolberg ab und bildete 1807 ein Freikorps von 1000 Mann, mit welchem er die Verteidigung dieser Festung durch Behauptung der Maikuhle wirksam unterstützte. Nach dem Frieden von Tilsit ward er zum Major und bald darauf zum Kommandeur des Leibhusarenregiments in Berlin ernannt. 1809 faßte er den Entschluß, Preußen durch eine kühne Unternehmung zum Kriege gegen Napoleon fortzureißen. Unter dem Vorwand, sein Regiment im Feldmanöver zu üben, verließ er mit demselben 28. April 1809 ohne Vorwissen des Königs Berlin und setzte sich gegen die Elbe in Marsch. Eine Anzahl Offiziere und eine Kompanie Fußjäger folgten ihm. Aber schon vor Wittenberg stieß das kleine Korps auf einigen Widerstand, und da die Stimmung in Sachsen für S. keineswegs günstig war, so wandte er sich auf das linke Ufer der Elbe nach den anhaltischen Landen. Bei Dodendorf, unweit Magdeburg, hatte S. 5. Mai das erste Gefecht mit einer Abteilung der Magdeburger Garnison zu bestehen. Da der König Schills „unglaubliche That“ öffentlich mit den schärfsten Ausdrücken mißbilligte, erhielt dieser keinen Zuzug und mußte vor der wachsenden Macht der Feinde zurückweichen. Er wandte sich also durch die Altmark nach Mecklenburg, um nach Rostock und Wismar zu gelangen, wo er von seiten der Engländer Unterstützung zu finden hoffte. Von holländischen und dänischen Truppen bedrängt, rettete sich S. nach Stralsund, wo er in Eile die verfallenen Festungswerke herzustellen suchte. Aber schon 31. Mai erschienen die vereinigten Holländer und Dänen 6000 Mann stark vor der Stadt und drangen unter einer heftigen Kanonade, trotz tapferer Gegenwehr, in dieselbe ein. In den Straßen entspann sich ein blutiger Kampf, in welchem S., nachdem er den holländischen General Cateret, obwohl selbst aus mehreren Wunden blutend, vom Pferd gehauen, durch mehrere Flintenschüsse den Tod fand. Etwa 200 Reiter und einige Jäger schlugen sich durch und erzwangen die Bewilligung freien Abzugs nach Preußen, wo die Soldaten in ihre Heimat entlassen, die Offiziere aber vor ein Kriegsgericht gestellt und mit Festungsstrafe und Kassation bestraft wurden. Eine andre Abteilung entkam von Rügen aus zu Wasser nach Swinemünde, der Rest des Korps aber blieb im Gefecht oder wurde (543 Mann) gefangen und nach Frankreich auf die Galeeren transportiert. Elf gefangene Offiziere wurden nach Wesel geschleppt und hier 16. Sept. 1809 erschossen. 1835 ward ihnen hier von der preußischen Armee ein Denkmal errichtet. Schills Leichnam ward in Stralsund begraben, sein Kopf aber vorher vom Rumpf getrennt, in Spiritus gesetzt und im Museum zu Leiden aufbewahrt. 1837 ward derselbe nach Braunschweig gebracht und daselbst nebst einigen dort begrabenen Kameraden in einem besondern Mausoleum beigesetzt. Vgl. Haken, Ferdinand v. S. (Leipz. 1824, 2 Bde.); Bärsch, Schills Zug und Tod (das. 1860); „Ferd. v. S., ein militärisch-politisches Charakterbild“ (Potsd. 1860).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 725
korrigiert
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[725] Schill, Ferdinand Baptiste von, preuß. Patriot. Ihm zu Ehren wurde 1889 das 1. schlesische Husarenregiment Nr. 4 Husarenregiment v. S. benannt.