Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schildpatt“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 472
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Schildpatt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 472. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schildpatt (Version vom 15.09.2022)

[472] Schildpatt (Schildpadd, Schildkrot), die hornartigen, aus verdickter Epidermis bestehenden obern Platten des Rückenschildes mehrerer Seeschildkröten, besonders der Chelonia imbricata, welche durch Erhitzen von dem Rückenschild abgelöst werden. Das S. ist 3–6,5 mm dick; ein ausgewachsenes Tier liefert davon höchstens 4 kg und zwar 13 Blätter, von denen 8 ganz flach und die 4 größten etwa 48 cm lang sind. Das S. ist halbdurchsichtig, heller oder dunkler gelb mit braunen Flecken und Zeichnungen, es ist in der Kälte spröde, aber biegsamer und dichter als Horn, läßt sich in der Wärme erweichen und zusammenschmelzen und nimmt schönere Politur an als Horn; das blasse S. vom Bauchschild wird zwar auch benutzt, hat aber nur geringen Wert. Man verarbeitet das S. wie Horn, vor welchem es sich durch größere Durchsichtigkeit, Dauerhaftigkeit und besonders auch dadurch auszeichnet, daß es nicht abblättert. Das beste S. kommt von den ostindischen Inseln, sehr viel liefert auch das Rote Meer, Westindien und Südamerika. Durch Färben und Beizen von Hornplatten und Gelatinefolien hat man Surrogate des Schildpatts hergestellt; auch wird es aus Horn imitiert. Vgl. Andés, Verarbeitung des Horns, Schildpatts etc. (Wien 1885).