Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schönberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 599
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Schönberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 599. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sch%C3%B6nberg (Version vom 04.04.2022)

[599] Schönberg, 1) Hauptstadt des zu Mecklenburg-Strelitz gehörigen Fürstentums Ratzeburg, an der Maurin, Knotenpunkt der Eisenbahn Lübeck-Mecklenburg-Preußische Grenze und der Mecklenburgischen Friedrich Franz-Bahn, Sitz der höchsten Landesbehörden, hat eine evang. Kirche, eine Realschule, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 2951 Einw. – 2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Lauban, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Pappwaren- und Kartonagen-, Zigarren- und Schuhwarenfabrikation und (1885) 1365 meist evang. Einwohner. – 3) Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Plön, Hauptort des Ländchens Propstei, hat ein Amtsgericht, Ausfuhr des bekannten Propsteier Saatgetreides und (1885) 1530 fast nur evang. Einwohner. – 4) (Mährisch-S.) Stadt in Mähren, im malerischen Theßthal, Kreuzungspunkt der Eisenbahnlinien Sternberg-Grulich und Hohenstadt-Zöptau, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat 3 katholische und eine prot. Kirche, ein Landesrealgymnasium, Acker- und Flachsbauschule, ein Zwangsarbeitshaus, eine Gasanstalt, bedeutende Leinen- und Baumwollwaren-, dann Seidenzeugfabrikation, Bleichereien, Ziegelbrennerei und (1880) 8562 Einw.

Schönberg, 1) Gustav von, Nationalökonom, geb. 21. Juli 1839 zu Stettin, studierte in Bonn und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, trat 1860 in den Staatsdienst und wurde 1865 Gerichtsassessor. Nachdem er 1865–67 am Seminar des preußischen Statistischen Büreaus beschäftigt gewesen, wurde er 1867 als Lehrer der Nationalökonomie an der landwirtschaftlichen Akademie Proskau angestellt, wo er insbesondere auch für die Gründung von landwirtschaftlichen Genossenschaften in Schlesien thätig war. Ende 1868 zum ordentlichen Professor der Nationalökonomie an die Universität Basel berufen, kam er 1870 in gleicher Eigenschaft nach Freiburg i. Br. und 1873 nach Tübingen. Außer einer Reihe von Aufsätzen (unter anderm über Sozialpolitik etc. in den „Jahres-Supplementen“ zur 3. Aufl. von Meyers „Konversations-Lexikon“ und zur 4. Aufl. dieses Werkes) schrieb S.: „Zur wirtschaftlichen Bedeutung des Zunftwesens im Mittelalter“ (Berl. 1868); „Die Landwirtschaft der Gegenwart und das Genossenschaftsprinzip“ (das. 1869); „Die Volkswirtschaft der Gegenwart im Leben und in der Wissenschaft“ (Basel 1869); „Arbeitsämter. Eine Aufgabe des Deutschen Reichs“ (Berl. 1871); „Die Frauenfrage“ (Basel 1872); „Die Volkswirtschaftslehre“ (Berl. 1873); „Die deutsche Freihandelsschule und die Partei der Eisenacher Versammlung vom Oktober 1872“ (Tübing. 1873); „Die sittlich religiöse Bedeutung der sozialen Frage“ (2. Aufl., Stuttg. 1876); „Zur Handwerkerfrage“ (Heidelb. 1876); „Finanzverhältnisse der Stadt Basel im 14. und 15. Jahrhundert“ (das. 1879); „Basels Bevölkerungszahl im 15. Jahrhundert“ (Jena 1883); „Die Sozialpolitik des Deutschen Reichs“ (Tübing. 1886). Für das von ihm in Verbindung mit Benecke, Conrad u. a. herausgegebene „Handbuch der politischen Ökonomie“ (Tübing. 1882, 2 Bde.; 2. Aufl., das. 1885–86, 3 Bde.), welches in kurzer Zeit allgemeine Anerkennung gefunden hat, schrieb S. die Abhandlungen: die Volkswirtschaft, Gewerbepolitik, gewerbliche Arbeiterfrage und persönliche Dienstleistungen. Seit 1887 redigiert er in Gemeinschaft mit Schäffle und Fricker die „Tübinger Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“. Als Mitbegründer der sozialreformatorischen Richtung in der Arbeiterfrage hat S. auch an der Bildung und Wirksamkeit des Vereins für Sozialpolitik sich lebhaft beteiligt.

2) Friedrich von, franz. Marschall, s. Schomberg.