MKL1888:Sax
[360] Sax (Sachs), schneidende eiserne Waffe aus der merowingischen Zeit, welche sich vorzugsweise in fränkisch-alemannischen Reihengräbern findet. Man unterscheidet den kleinern S. von 22–33 cm Länge, ein dolchartiges Stoßmesser; den Langsax, ein mehr für Stoß und Schnitt als für Hieb geeignetes Messer mit 31/2–4 cm breiter, 40–60 cm langer Klinge; den Scramasax, das einschneidige Kurzschwert mit 41/2–6 cm breiter, 44–76 cm langer Klinge. Letztere Form bildet den Übergang von der Messerwaffe zur Spatha, dem zweischneidigen Langschwert, welches schon bei dem ersten Auftreten deutscher Stämme unter ihren eigentümlichen Waffen erwähnt wird.
Sax, 1) Charles Joseph (Vater), Instrumentenmacher, geb. 1. Febr. 1791 zu Dinant a. d. Maas, etablierte sich 1815 zu Brüssel und erlangte bald großen Ruf, besonders in der Fabrikation von Blechblasinstrumenten; doch fertigte er auch Flöten, Klarinetten etc., ja Violinen, Klaviere, Harfen, Guitarren u. a. Durch eingehende Untersuchungen fand er die Proportionen für die Mensur der Blasinstrumente, welche den Tönen derselben die größte Fülle und Rundung geben. Ohne Zweifel hat er einen sehr großen Anteil an den Erfindungen seines Sohns Adolphe, zu welchem er 1853 nach Paris zog. Er starb 26. April 1865 daselbst.
[361] 2) Adolphe (eigentlich Antoine Joseph), berühmter Instrumentenmacher, Sohn des vorigen, geb. 6. Nov. 1814 zu Dinant a. d. Maas, besuchte das Konservatorium in Brüssel und lernte zunächst Flöte und Klarinette blasen. Seine erste selbständige Arbeit war die Vervollkommnung der Klarinette und Baßklarinette (1840). Ohne Mittel (sein Vater verbrauchte viel Geld durch seine Experimente und wurde mehrmals von der Regierung unterstützt) begab er sich 1842 nach Paris, als einzige Empfehlung ein Exemplar eines von ihm erfundenen völlig neuen Instruments mitnehmend (s. Saxophon), und erregte bald die Aufmerksamkeit verschiedener Häupter der Pariser musikalischen Welt (Halévy, Auber etc.). Namentlich fand er in Berlioz einen thatkräftigen Helfer mit der Feder, dem sich bald auch Helfer mit Geld zugesellten. S. baute nun das Saxophon in acht verschiedenen Größen. Seine Erfahrungen, resp. die seines Vaters betreffs der besten Resonanz der Röhren übertrug er sodann auf die Konstruktion der Trompeten, Hörner, Tubas etc. und gab denselben in ihrer neuen Gestalt die Namen Saxtromba, Saxhorn, Saxtuba etc. S. nahm Patent auf seine Verbesserungen und gelangte schnell zu großer Berühmtheit; seine Instrumente wurden besonders in der französischen Militärmusik eingeführt. Vielfache Anfechtungen der Originalität seiner Verbesserungen waren die natürliche Folge des Neides der Konkurrenten, denen er den Rang ablief; doch fielen die gerichtlichen Entscheidungen immer zu gunsten S.’ aus. S. ward 1857 Lehrer des Saxophons am Pariser Konservatorium; auch hat er eine Schule für das Spiel seiner Instrumente herausgegeben.
3) Emil, Nationalökonom, geb. 8. Febr. 1845 zu Jauernig in Österreichisch-Schlesien, studierte zu Wien, wurde 1867 Sekretär der österreichischen Kommission bei der Pariser Weltausstellung, als welcher er den offiziellen Bericht über die Organisation derselben bearbeitete, trat dann als Konzipist in die Wiener Handelskammer und habilitierte sich daneben als Privatdozent für Volkswirtschaft an der technischen Hochschule, später auch an der Universität zu Wien. Seit 1873 war er Sekretär an der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, 1879 wurde er als Professor an die Prager Universität berufen, im gleichen Jahr auch in das österreichische Abgeordnetenhaus gewählt. Er schrieb: „Die Wohnungszustände der arbeitenden Klassen und ihre Reform“ (Wien 1869); „Der Neubau Wiens im Zusammenhang mit der Donauregulierung“ (das. 1869); „Über Lagerhäuser und Lagerscheine“ (das. 1869); „Die Ökonomik der Eisenbahnen“ (das. 1870); „Die Verkehrsmittel in Volks- und Staatswirtschaft“ (das. 1878–79, 2 Bde.); „Das Wesen und die Aufgaben der Nationalökonomie“ (das. 1883) und „Grundlegung der theoretischen Staatswirtschaft“ (das. 1887).