Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Santorin“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 312
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Santorin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 312. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Santorin (Version vom 13.06.2023)

[312] Santorin (Thira, im Altertum Thera), griech. Insel im Ägeischen Meer, die südlichste der Kykladen, 71 qkm (1,29 QM.) groß mit (1879) 12,761 Einw. in 13 Ortschaften, die meist wie Schwalbennester an die Felsen gebaut sind, hat eine sichelförmige Gestalt und bildet mit den ihr gegenüber liegenden Eilanden Thirasia und Aspronisi einen alten Krater, welcher in seiner höchsten Erhebung, dem Eliasberg (575 m), aus Kalkstein und Thonschiefer, sonst aus vulkanischen Gesteinen besteht, und in dessen Mitte sich in historischer Zeit durch unterseeische Ausbrüche mitten im Meer neue Eruptionskegel gebildet haben. So erhob sich 198 v. Chr. das Eiland Hiera, jetzt Paläo Kaimeni (die „alte Verbrannte“), das sich später immer mehr vergrößerte; 1573 entstand das Eiland Mikro Kaimeni (die „kleine Verbrannte“) und 1707–1709 die Insel Neo Kaimeni (die „neue Verbrannte“), welche noch fortwährend Schwefeldämpfe ausstößt. Seit Mitte Februar 1866 tauchten in unmittelbarer Nähe von Neo Kaimeni unter heftigen vulkanischen Eruptionen zwei neue Inseln auf, die Georgsinsel und Aphroessa; sie bestanden aus Lava, aus deren glühenden Spalten Dämpfe entwichen. Nach innen zu fallen die Küsten von S. und Thirasia gegen 200–300 m senkrecht zum Meer ab, welches stellenweise eine Tiefe von über 200 Faden besitzt; nach außen senken sich die Inseln allmählich zum Strand hin. Landeinwärts, wo die vulkanischen Massen durch die Länge der Zeit verwittert sind, bringt der Boden besonders Wein (in 70 Arten, früher auch Gerste und Baumwolle) hervor. Die Weine (vino santo) von S. sind vorzüglich; sie werden am häufigsten nach Odessa ausgeführt, von wo man dagegen Getreide bezieht. Weitere Produkte sind die Santorinerde, eine Art Traß, die zu Wasserbauten verwendet wird (jährlich 30,000 Ton.), und Bleierz. Hauptort ist Phira oder Thira an der Westküste, mit Ankerplatz und vielen Weinkellern. Überall finden sich Trümmer aus dem Altertum, am bedeutendsten sind die von Öa. Die Insel war das Mutterland des einst so mächtigen Kyrene und stand im Peloponnesischen Krieg auf seiten der Spartaner. 1208 entriß Marko Sanudo, Herzog von Naxos, die Insel dem griechischen Kaiser; dann gehörte sie den Venezianern, denen sie erst 1537 von Dschereddin Barbarossa abgenommen ward. S. Karte „Griechenland“. Vgl. K. Fritsch, Reiß und Stübel, Santorin (Heidelb. 1867); Seebach, Der Vulkan von S. (Berl. 1874); Fouqué, S. et ses éruptions (Par. 1879).