Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Santonīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 312
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Santonīn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 312. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Santon%C4%ABn (Version vom 13.06.2023)

[312] Santonīn C15H18O3 findet sich (1,5–2 Proz.) im Wurmsamen (Semen cinae) und wird erhalten, wenn man denselben mit Wasser und Ätzkalk kocht, die verdampfte Abkochung mit Salzsäure fällt, den Niederschlag mit Ammoniak behandelt, in Alkohol löst, die Lösung entfärbt und kristallisieren läßt. Es bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt schwach bitter, löst sich schwer in Wasser, leichter in Äther und Alkohol, schmilzt bei 170° und sublimiert, reagiert neutral, verbindet sich mit Basen, zersetzt Kohlensäuresalze, färbt sich am Licht gelb, mit alkoholischer Kalilösung vorübergehend rot. Das S. ist das Anhydrid der Santoninsäure C15H20O4, welche aus den Verbindungen, die das S. mit den Basen eingeht (Santoninsäuresalze), erhalten werden kann und farblose, am Licht sich nicht gelb färbende Kristalle bildet. S. wirkt in großen Dosen giftig, besonders auf die Nervenzentren, erregt auch in geringen Dosen Gelbsehen, färbt den Harn zitronengelb, bei alkalischer Reaktion rot und dient als kräftiges Wurmmittel.