Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Saccharīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 119
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Saccharīn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 119. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sacchar%C4%ABn (Version vom 07.02.2023)

[119] Saccharīn (Anhydroortho­sulfamin­benzoesäure) wird aus Toluol dargestellt, indem man das Natriumsalz der Sulfosäure desselben mit Phosphortrichlorid und Chlor behandelt, das gebildete Chlorid durch Ammoniak in Orthotoluolsulfamid verwandelt und dies mit Permanganat oxydiert. Aus der Lösung scheiden Säuren das S. ab. Es bildet farb- und geruchlose Kristalle. 1000 Teile Wasser lösen 3,33 Teile, 10proz. Alkohol 5,41 Teile, 40proz. Alkohol 19,88 Teile, absoluter Alkohol 30,27 Teile. S. besitzt einen rein süßen Geschmack, der so intensiv ist, daß 1000 Teile Stärkezuckersirup durch 2–3 Teile S. den Geschmack von reinem Raffinadesirup erhalten. Auch die Salze des Saccharins schmecken rein süß, und die Alkalisalze sind so leicht löslich, daß die Löslichkeit des Saccharins in Wasser durch Zusatz von kohlensaurem Natron beliebig gesteigert werden kann. Es wirkt schwach antiseptisch, ist auch in verhältnismäßig großen Dosen vollkommen unschädlich und scheint unzersetzt den Organismus zu passieren. S. wurde 1885 von Fahlberg entdeckt und dient als Ersatz des Zuckers in der Zuckerbäckerei und Likörfabrikation, namentlich auch, um dem Traubenzucker einen süßern Geschmack zu erteilen. In der Medizin benutzt man es als Ersatz des Zuckers in der Kost der Diabetiker und Fettleibigen, bei Verdauungsstörungen, die durch abnorme Gärungsvorgänge hervorgebracht werden, und in der Pharmazie als Geschmackskorrigens.