Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rust“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 98
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Rust. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 98. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rust (Version vom 25.02.2023)

[98] Rust, 1) Friedrich Wilhelm, Violinspieler und Komponist, geb. 6. Juli 1739 zu Wörlitz bei Dessau, studierte in Halle die Rechte, ging aber später zur Musik über und bildete sich 1763–64 in Potsdam unter Leitung von Franz Benda sowie später in Italien im Verkehr mit Tartini und Pugnani im Violinspiel aus. Nachdem er 1766 nach Dessau zurückgekehrt war, fand er hier, von 1775 an als herzoglicher Musikdirektor, einen ausgedehnten Wirkungskreis bis zu seinem Tod 28. März 1796. Von seinen zahlreichen Kompositionen aller Gattungen haben zu seinen Lebzeiten namentlich die für die Bühne Beifall gefunden; einen mehr als bloß historischen Wert dürfen seine neuerdings durch Ferd. David wieder an die Öffentlichkeit gebrachten Violinsonaten beanspruchen. Vgl. Hosäus, Fr. Wilh. Rust (Dessau 1881).

2) Johann Nepomuk, Mediziner, geb. 5. April 1775 zu Jauernig in Österreichisch-Schlesien, studierte seit 1792 zu Wien erst die Rechte, dann Medizin, ward 1803 Professor der Chirurgie in Krakau, 1810 Primärwundarzt am allgemeinen Krankenhaus in Wien, 1815 Generaldivisionschirurgus der preußischen Armee und Professor an der medizinisch-chirurgischen Militärakademie in Berlin und begleitete noch in demselben Jahr das 4. Armeekorps nach Frankreich. 1818 ward er Professor an der Universität, 1822 Generalstabsarzt der Armee, 1829 auch Präsident des von ihm ins Leben gerufenen Kuratoriums für die Krankenhausangelegenheiten, in welchen Stellen er sich um die Chirurgie und um das ganze neuere Medizinalwesen die namhaftesten Verdienste erwarb. R. starb 9. Okt. 1840 auf seinem Landgut Kleutsch in Schlesien. Er schrieb: „Helkologie“ (Wien 1811, 2 Bde.; neu bearb., Berl. 1837–42); „Arthrokakologie“ (Wien 1817); „Die ägyptische Augenentzündung“ (Berl. 1820); „Aufsätze und Abhandlungen“ (Leipz. 1834–40, 3 Bde.). Auch gab er das „Magazin für die gesamte Heilkunde etc.“ (seit 1816) und das „Theoretisch-praktische Handbuch der Chirurgie in alphabetischer Ordnung“ (Berl. 1830–36, 18 Bde.) heraus.

3) Wilhelm, Organist und Musikschriftsteller, geb. 15. Aug. 1822 zu Dessau, Enkel von R. 1), erhielt seine Ausbildung durch Friedr. Schneider und wirkte von 1849 bis 1878 in Berlin, wo er sich namentlich als Dirigent des von ihm ins Leben gerufenen „Berliner Bach-Vereins“ auszeichnete. Im letztern Jahr folgte er einem Ruf nach Leipzig, wo er zunächst als Organist der Thomaskirche und Lehrer am Konservatorium, 1880 aber als Kantor der Thomasschule, seit 1885 mit dem Titel eines Professors, angestellt wurde. Diese Ernennung, mit welcher er in die Reihe der berühmten Männer eintrat, die vor und nach Sebastian Bach das Thomaskantorat bekleidet haben, verdankt er wesentlich seinen Verdiensten um die Herausgabe der Werke Seb. Bachs durch die Bach-Gesellschaft, der er seit 1853 als Mitredakteur angehört.