Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rubinstein“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 1023
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Rubinstein. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 1023. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rubinstein (Version vom 23.09.2021)

[1023] Rubinstein, Anton, Klavierspieler und Komponist, geb. 30. Nov. 1830 zu Wechwotynetz bei Jassy, erhielt, nachdem seine Eltern bald nach seiner Geburt nach Moskau übergesiedelt waren, den ersten Unterricht von seiner Mutter, die Lehrerin an einem kaiserlichen Erziehungsinstitut und selbst eine vortreffliche Klavierspielerin war, seine weitere Ausbildung aber durch Villoing, den damals angesehensten Klavierlehrer Moskaus, und konnte schon 1838 daselbst sowie zwei Jahre später in Paris mit Erfolg öffentlich auftreten. Durch den Beifall der in letzterer Stadt anwesenden Künstler, namentlich Liszts, ermutigt, dehnte er seine Kunstreise noch auf mehrere Jahre aus, verweilte dann längere Zeit in Berlin, wo er unter Dehns Leitung Kompositionsstudien machte, und ließ sich 1848 in Petersburg nieder. Hier bethätigte er sich als Lehrer und als Virtuose, mit besonderm Erfolg aber als Direktor der 1859 gegründeten Russischen Musikgesellschaft und des 1862 hauptsächlich durch ihn ins Leben gerufenen Konservatoriums. Ende 1867 veranlaßte ihn der Wunsch nach einem ausgedehnten Wirkungskreis, seine Petersburger Stellung aufzugeben und wiederum auf Reisen zu gehen, die ihn diesmal (1872–73) unter anderm auch nach Amerika führten. R. zählt als Virtuose wie als schaffender Künstler zu den Begabtesten seiner Zeit. Namentlich ist seine Produktionskraft eine erstaunliche, und er würde in jeder Kompositionsgattung Meisterwerke geliefert haben, wenn es ihm nicht an der nötigen Selbstkritik mangelte, um seinen Arbeiten die letzte Feile zu geben. Von seinen mit größerm und geringerm Beifall aufgenommenen Werken sind zu nennen: „Die Ozean-Symphonie“, die Oratorien oder geistlichen Opern: „Das verlorne Paradies“ und „Der Turmbau zu Babel“, ferner die Opern: „Die Kinder der Heide“, „Feramors“, „Die Makkabäer“ und „Nero“; fünf Klavierkonzerte, ein Violinkonzert, Kammermusikwerke aller Art, kleinere Klavierstücke und Lieder. – Sein jüngerer Bruder, Nikolaus R., geb. 1835 zu Moskau, hat sich ebenfalls als Klavierspieler und Komponist ausgezeichnet und wirkte als Dirigent der dortigen Russischen Musikgesellschaft sowie als Direktor des Konservatoriums bis zu seinem 23. März 1881 in Paris erfolgten Tod. – Ein dritter Klavierspieler dieses Namens, Joseph R., geb. 1847 zu Staro Konstantinow in Rußland, mit den Vorhergehenden nicht verwandt, hat sich besonders als Bach-Spieler durch seine 1880 in Berlin veranstalteten Vorträge des „Wohltemperierten Klaviers“ sowie auch als eifriger Anhänger Richard Wagners durch wertvolle schriftstellerische Arbeiten für die „Baireuther Blätter“ bekannt gemacht. Er starb durch Selbstmord im September 1884 in Luzern. – Ebenfalls nicht mit den Obigen verwandt ist die Philosophin Susanne R., geb. 1847 zu Czernowitz als Tochter eines österreichischen Reichsratsmitglieds. Sie machte ihre Studien in Prag, Leipzig und Bern, wo sie 1874 mit einer tüchtigen Arbeit: „Über die sensoriellen und sensitiven Sinne“ (Leipz. 1874), den Doktorhut erwarb, und veröffentlichte noch „Psychologisch-ästhetische Essays“ (Heidelb. 1878–1884, 2 Bde.); „Aus der Innenwelt“ (Leipz. 1888).