Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rußschreiber“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 802803
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Rußschreiber. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 802–803. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ru%C3%9Fschreiber (Version vom 20.04.2021)

[802] Rußschreiber (Weißschreiber), ein von Siemens u. Halske erfundener Registrierapparat, der durch die Bewegungen einer Drahtspule in einem magnetischen Felde Zickzackschrift liefert. Das magnetische Feld wird dadurch gebildet, daß ein nordmagnetischer cylindrischer Eisenkern in ein etwas größeres Loch einer südmagnetischen Eisenplatte hineingesteckt ist; in dem cylindrischen Zwischenraum zwischen dem Kern, diesen umgebend, und den Wandungen des Loches der Platte befindet sich die Drahtspule, von einem Blechkreuz getragen, das vermittelst eines Drahtes und einer Spiralfeder an einem Gestell aufgehängt ist. Draht und Spiralfeder sind an ihren Verbindungsstellen mit einem Blechstreifen verbunden, der mit dem einen Ende an einem Ständer festgeschraubt ist, während sein andres Ende die feine Schreibspitze aus Elfenbein trägt; letztere berührt von seitwärts leise den durch eine stark blakende Petroleumlampe berußten, durch ein Uhrwerk fortbewegten Papierstreifen und zeichnet auf ihm eine weiße Linie, die gerade bleibt, solange die Drahtspule in Ruhe ist, dagegen Kurven nach unten oder [803] oben beschreibt, je nachdem die Drahtspule von einem Strome im magnetischen Felde nach unten oder nach oben bewegt wird; dabei sind die Kurven etwa doppelt so groß wie die Bewegungen der Drahtspule. Die Schrift wird fixiert, indem man die Unterseiten des Streifens mit Benzin, dem etwas Kolophon zugesetzt ist, bestreicht. Vier wagerecht gespannte, an dem Blechkreuz befestigte Drähte dienen zur Zentrierung der Drahtspule im magnetischen Felde und als Stromzuleitungen. Der Apparat wird benutzt zur Sichtbarmachung der tellurischen Ströme (Erdströme) und hat die wissenschaftliche Erkenntnis derselben namentlich durch die Beobachtungen gefördert, welche seit 1883 in den unterirdischen Telegraphenleitungen Berlin–Dresden (240 km) und Berlin–Thorn (418 km) angestellt worden sind.