Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rostów“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 988
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Rostów. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 988. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rost%C3%B3w (Version vom 16.04.2023)

[988] Rostów, 1) Kreisstadt im russ. Gouvernement Jaroslaw, am Nerosee, an der Bahn Moskau-Jaroslaw, von 5 Vorstadtdörfern umgeben, mit 31 Kirchen, 5 Klöstern, einer Filiale der Staatsbank, einem großen Kaufhof und (1885) 11,898 Einw. Die Gärtnerei und Obstzucht Rostows sind weit berühmt, auch wird lebhafter Fischfang und Talgsiederei betrieben. Ferner ist die Stadt wegen ihres bedeutenden Jahrmarkts wichtig, dessen Zufuhr in Leder, Manufakturwaren, Thee, Zucker, Wein, Baumöl, Teer, Seife, Tabak, Farben, Metallwaren etc. jährlich 2–3 Mill. Rubel erreicht. Der Platzhandel beschäftigt sich mit grober, in den umliegenden Dörfern gewebter Leinwand, grünen Erbsen, Zichorie (18,000 Doppelztr.), Obst, Kartoffelmehl, Sämereien, Arzneikräutern, Talg etc. und vertreibt diese Waren meist nach Moskau. R. wird bereits 862 von Nestor erwähnt und ist somit die älteste Stadt Nordostrußlands. – 2) (R. am Don) Kreis- und Hafenstadt im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, am rechten, hohen Ufer des Don, bei der Einmündung der Temerinka, hat 5 orthodoxe und eine kath. Kirche, 2 Synagogen, 2 Gymnasien (eins für Mädchen), eine Real- und 4 andre Schulen, eine Talmud-Thora, ein Kranken-, Armen- und Findelhaus. Der Stadtteil am Don ist gut gebaut und mit Gas- und Wasserleitung, Theater und komfortabeln Hotels ausgestattet. R. hatte 1885: 61,256 Einw. (darunter an 3000 Juden, auch Armenier, Griechen, Deutsche, Italiener und Franzosen). Die Industrie umfaßt lebhaften Schiffbau, Seilerei, Wollwäscherei, Mehl-, Zwieback- und Maccaronibereitung, Leder-, Tabaks- und Seifenfabrikation; ferner bestehen 2 Bierbrauereien, eine Glocken- und eine Eisengießerei und eine chemische Fabrik. Rostows kommerzielle Bedeutung beruht auf seiner Lage nahe der Mündung des hier ca. 200 m breiten Don, welcher die Stadt auf 4 km Länge bespült und einen brauchbaren natürlichen, jedoch etwas seichten Hafen bildet. R., welches als Stapelplatz mit Nachitschewan (s. d. 2) als Eine Stadt betrachtet werden muß, ist ferner Knotenpunkt des Landverkehrs im O. Neurußlands, den einerseits die Bahnen nach Taganrog-Slawjansk-Charkow und Woronesh, anderseits die nach Wladikawkas, im Verein mit der großen Handelsstraße nach den Wolgamündungen, vermitteln. Der Wert der Ausfuhr betrug 1887: 32 Mill. Rub., vorzugsweise Getreide, Leinwand und Wolle, der Einfuhr 312,000 Rub. Die Schiffsbewegung bezifferte sich im auswärtigen Verkehr 1887 auf 36 Schiffe mit 2820 Ton. im Eingang und 35 Schiffe mit 2080 T. im Ausgang. Die Küstenschiffahrt umfaßte außerdem 2779 Fahrzeuge mit 478,622 T. im Eingang und 2594 Fahrzeuge mit 463,248 T. im Ausgang. Dampfschiffsverbindung besteht durch die Schiffe der Wolga-Donischen Gesellschaft mit den Häfen des Don einerseits und Berdjansk anderseits. Von den Jahrmärkten setzt der im Herbst 21/2 Mill. Rub. in Wollen-, Baumwollen- und Seidenstoffen, Porzellan- u. Thonwaren, Leder-, Metall- und Kolonialwaren um. Auch der Fischfang sowie die damit verbundene Herstellung von Kaviar, Fischthran und Hausenblase (150–250,000 Rub.) ist höchst bedeutend. Kommerzielle Anstalten sind: das Zollamt, die Filiale der Staatsbank, die Städtische und die Kommerzbank, der Kreditverein und viele Transport- und Versicherungskontore. R. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es entstand aus einer ursprünglich Dmitri-Rostowski genannten, 1761 als Festung angelegten Ortschaft.