Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rosaceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 959
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Rosaceen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 959. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rosaceen (Version vom 15.09.2022)

[959] Rosaceen, dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Rosifloren, Kräuter, Sträucher und Bäume mit wechselständigen, meist hand- oder fiederförmig zusammengesetzten Blättern mit freien oder in den Blattstiel angewachsenen, blattartigen Nebenblättern und mit vollständigen, seltener durch Fehlschlagen eingeschlechtigen, regelmäßigen, einzelnen oder in Trugdolden, Köpfchen oder Trauben stehenden Blüten. Der untere Teil des Kelchs ist entweder kurz und ausgebreitet oder mehr oder weniger krugförmig verlängert (das Rezeptakulum), am Saume meist fünfspaltig und bisweilen noch mit einem Außenkelch versehen, dessen Blätter mit den Abschnitten des Kelchs abwechseln. Die Blumenblätter und die freien Staubgefäße stehen perigyn auf dem Kelch, erstere in der gleichen Anzahl und abwechselnd mit den Kelchzipfeln, selten fehlend, letztere meist in unbegrenzter Anzahl, seltener ebenso viele als Kelchzipfel. Meist sind zahlreiche einblätterige Fruchtknoten im Grunde des Rezeptakulums in quirlförmiger oder spiralförmiger Stellung vorhanden, selten wenige oder ein einziger. Sie enthalten meist eine, selten zwei hängende oder aufsteigende, anatrope Samenknospen. Der Griffel an jedem Fruchtknoten ist end- oder mehr oder weniger seitenständig, einfach, pfriemenförmig, abfallend oder stehen bleibend und bisweilen an der Frucht vergrößert; die Narbe ist einfach oder pinselförmig. Die Frucht besteht aus zahlreichen einsamigen Achenien, die bei der Unterfamilie der Dryadeen meist nüßchenförmig erscheinen; bisweilen wird eine Scheinfrucht gebildet, indem der Fruchtboden beerenartig erweicht und die Achenien in denselben eingesenkt sind (Fragaria), oder indem das die Achenien einschließende Rezeptakulum sich verdickt und saftig wird (Rosa). Bei der Unterfamilie der Rubeen werden die Achenien selbst beerenartig. Selten ist nur ein einziges von der erhärteten Kelchröhre umgebenes Achenium vorhanden (Sanguisorba). Bei den Spiräen endlich werden die Fruchtknoten zu vielsamigen Balgfrüchten. Die Samen haben kein Endosperm und einen geraden Keimling mit plankonvexen, selten blattartigen Kotyledonen. Die Familie umfaßt gegen 1100 Arten, von denen die meisten in den gemäßigten und kältern Gegenden der nördlichen Halbkugel, wenige in den höhern Regionen der tropischen Zone vorkommen. Fossil sind einige Arten der Gattungen Rosa, Fragaria, Spiraea u. a. aus Tertiärschichten bekannt. – Ätherisches Öl wird von Rosa-Arten (Rosa damascena und centifolia) gewonnen, Beerenobst liefern Arten von Fragaria und Rubus. Die strauchförmigen Gattungen (Rosa, Spiraea, Kerria, Rubus, Potentilla zum Teil) enthalten schöne Zierpflanzen.