MKL1888:Roß und Cromarty
[984] Roß und Cromarty, Grafschaft im nördlichen Schottland, zwischen der Nordsee und der Minch genannten Straße des Atlantischen Ozeans, welche den festländischen Teil der Grafschaft von der zu derselben gehörigen Insel Lewis trennt, umfaßt eigentlich zwei Grafschaften: Roß und das aus zahlreichen Parzellen bestehende Cromarty (s. d.), und hat ein Areal von 8272 qkm (150,2 QM.) und (1881) 78,547 Einw. Im O. schneiden der Moray, Cromarty und Dornoch Firth tief ins Land ein und bilden die ziemlich ebenen und fruchtbaren Halbinseln Black Isle und Easter Roß. Der Rest der Grafschaft besteht aus rauhem, fast nur zur Schafzucht geeignetem Gebirgsland, mit tiefen Thälern und zahlreichen Seen, welches nach W., wo die fjordartigen Lochs Broom, Ewe, Gair und Torridon tief in die Küste eindringen, steil abfällt. Die höchsten Berge sind der Ben Vaish oder Wyvis (1036 m), dicht beim Cromarty Firth, Ben Dearig (1082 m) und der Sleugach oder Slioch (1219 m) im Innern des Landes. Der größte Bergsee ist Loch Maree, und die bedeutendsten Flüsse sind der Oykill und Canon. Unter den zahlreichen Wasserfällen ist der von Glomach (107 m hoch) der berühmteste. An der Westküste herrschen Gneis und kambrischer Schiefer, im Innern silurische Schiefer, im O. alter roter Sandstein vor; Eisen kommt vor, wird aber nicht ausgebeutet. Von der gesamten Oberfläche sind nur 5 Proz. unter dem Pflug (Hafer, Weizen, Rüben). Waldungen sind erst in neuerer Zeit mit Erfolg angepflanzt worden. An Vieh zählte man 1887: 293,000 Schafe, 43,501 Rinder. Die Fischerei ist höchst ergiebig. Die Industrie beschränkt sich auf Handstuhlweberei und Strickerei. Die Einwohner sprechen noch großenteils (77 Proz.) keltisch und sind bei aller Armut höchst gastfrei. Nur in Black Isle, wo Jakob VI. englisch sprechende Kolonisten ansiedelte, und in der Hauptstadt Dingwall wird fast ausschließlich englisch gesprochen.