Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Riemann“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 821822
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Riemann. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 821–822. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Riemann (Version vom 04.12.2023)

[821] Riemann, 1) Georg Friedrich Bernhard, Mathematiker, geb. 17. Sept. 1826 zu Breselenz bei Dannenberg in Hannover, studierte seit 1846 zu Göttingen und Berlin, habilitierte sich 1854 in Göttingen, wurde 1857 zum außerordentlichen, 1859 nach Dirichlets Tod zum ordentlichen Professor ernannt, starb aber bereits 20. Juli 1866 in Selasca am Lago Maggiore. Trotz seines frühen Todes hat R. mit Erfolg auf verschiedenen Gebieten der Mathematik gearbeitet, vor allen aber sind seine Arbeiten über die Funktionen komplexer Veränderlichen und deren Integrale hervorzuheben. Seine „Gesammelten mathematischen Werke“ hat H. Weber veröffentlicht (Leipz. 1876), seine Vorlesungen über „Partielle Differentialgleichungen“ (3. Aufl., Braunschw. 1882) u. über „Schwere, Elektrizität u. Magnetismus“ (Hannov. 1876) Hattendorff.

2) Hugo, Musikgelehrter und Komponist, geb. 18. Juli 1849 zu Groß-Mehlra in Schwarzburg-Sondershausen, studierte zu Berlin und Tübingen Philosophie, ward 1871 Schüler des Konservatoriums zu Leipzig und promovierte 1873 in Göttingen auf Grund der Schrift „Über das musikalische Hören“, die unter dem Titel: „Musikalische Logik“ (Leipz. 1874) im [822] Druck erschien. Seit 1875 wirkte er als Musikdirektor in Bielefeld und seit dem Herbst 1878 als Privatdozent der Musik an der Universität Leipzig. Nachdem er letztere Stellung 1880 aufgegeben, ließ er sich als Musiklehrer in Bromberg nieder, von wo er 1881 nach Hamburg als Lehrer am Konservatorium übersiedelte. Riemanns Hauptthätigkeit ist der Musiktheorie zugewendet, und zwar verfolgt er hier ganz neue Wege sowohl auf dem Gebiet der Harmonielehre, für welche er eine neue Bezifferungsweise und Terminologie aufstellte, als auch auf dem der Rhythmik, wo er mit seiner Phrasierungslehre Aufsehen machte. Bereits 1872 erschienen verschiedene Artikel in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ (unter dem Pseudonym Hugibert Ries), dann die Schriften: „Die Hilfsmittel der Modulation“ (Kassel 1875), „Musikalische Syntaxis“ (Leipz. 1877); „Skizze einer neuen Methode der Harmonielehre“ (das. 1880; 2. Aufl. als „Handbuch der Harmonielehre“, 1888); „Neue Schule der Melodik“ (Hamb. 1883); „Musikalische Dynamik und Agogik“ (das. 1884); „Systematische Modulationslehre“ (das. 1886); „Lehrbuch des einfachen, doppelten und mutierenden Kontrapunkts“ (Leipz. 1888) sowie fünf „Musikalische Katechismen“ (das. 1888). Weitere Schriften von R. sind: „Studien zur Geschichte der Notenschrift“ (Leipz. 1878); „Die Entwickelung unsrer Notenschrift“ (das. 1881); „Musik-Lexikon“ (das. 1882, 3. Aufl. 1887); „Opernhandbuch“ (das. 1884); „Wie hören wir Musik“ (das. 1888). An Kompositionen veröffentlichte er Klavierstücke, Etüden, Lieder und Kammermusikwerke. Besonders zu erwähnen sind noch seine „Phrasierungsausgaben“ klassischer Klavierwerke (Mozart, Beethoven, Bach, Clementi, Häßler, Schubert). Auch bearbeitete er Marx’ „Kompositionslehre“ neu (1. Bd. 1887, 4. Bd. 1888) und übersetzte Gevaerts „Instrumentationslehre“ (Leipz. 1887).