Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Radetzky“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 539540
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Radetzky. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 539–540. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Radetzky (Version vom 09.12.2023)

[539] Radetzky, Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl, Graf, österreich. Feldmarschall, geb. 2. Nov. 1766 auf dem Familienschloß Trzebnitz im böhmischen Kreis Tabor als Sohn eines k. k. Hauptmanns, ward 1781–84 im Theresianum gebildet, trat 1784 als Kadett in ein Kürassierregiment und machte 1788–89 als Ordonnanzoffizier Lacys den Krieg gegen die Türken, 1793–96 die Feldzüge in den Niederlanden u. in Oberitalien mit. 1799 ward er als Oberstleutnant erst Melas’ Adjutant und, nachdem er mit Auszeichnung an den Schlachten an der Trebbia und bei Novi teilgenommen, 5. Nov. zum Obersten ernannt. Nach der Schlacht bei Marengo erhielt er das Kommando über das Kürassierregiment Herzog Albert, an dessen Spitze er 3. Dez. 1800 bei Hohenlinden rühmlichst focht. 1805 als Generalmajor nach Italien versetzt, leistete er als Brigadier im Korps Davidowichs ausgezeichnete Dienste. Auch 1809 bedeckte er sich, dem 5. Armeekorps zugeteilt, als Befehlshaber der Vor- oder Nachhut in zahlreichen Gefechten mit Ruhm, avancierte zum Feldmarschallleutnant und Truppendivisionär beim 4. Armeekorps [540] und nahm auch an der Schlacht bei Wagram in hervorragender Weise Anteil. 1813 zum Chef des Generalquartiermeisterstabs und zum Hofkriegsrat ernannt, wirkte er mit Erfolg für die Reorganisation des österreichischen Heerwesens und leistete als Stabschef Schwarzenbergs 1813–14 bei Kulm, Leipzig und La Rothière ausgezeichnete Dienste. 1815 war er wieder Generalstabschef der oberrheinischen Armee. In den nächstfolgenden Friedensjahren befehligte er als Kavalleriedivisionär erst in Ödenburg, dann in Ofen und war 1821–29 Adlatus des Erzherzogs Ferdinand daselbst; 1829 wurde er General der Kavallerie und Festungskommandant in Olmütz. Von da im Februar 1831 nach Italien beordert, übernahm er im November an Frimonts Stelle den Oberbefehl über die dortige österreichische Truppenmacht (109,000 Mann). Zum Behuf praktischer Ausbildung derselben für den Felddienst veranstaltete er seit 1834 auf den alten Schlachtfeldern Oberitaliens jene berühmten Herbstmanöver, welche Offiziere aus aller Herren Ländern herbeilockten. 1836 erfolgte seine Erhebung zum Feldmarschall. Beim Ausbruch der italienischen Bewegung von 1848 versuchte er den Aufstand in Mailand 18. März mit Gewalt zu unterdrücken, zog sich aber nach fünftägigem Straßenkampf in der Nacht vom 23. März mit 15,000 Mann auf Verona zurück; verstärkte durch Heranziehen der in Mantua und Verona stehenden Truppen sein Heer auf 35,000 Mann und eröffnete, die Unthätigkeit des Gegners rasch benutzend, Anfang Mai wieder die Offensive, indem er 6. Mai, aus Verona hervorbrechend, bei Santa Lucia die Sardinier schlug, nach einem kühnen Flankenmarsch bei Mantua den Mincio überschritt, 29. Mai die Linien von Curtatone nahm und den Mincio aufwärts zog. Seinen eigentlichen Zweck, den Entsatz von Peschiera, erreichte er jedoch nicht, da dieser Platz 31. Mai kapitulierte. Nach zweimonatlicher Waffenruhe brach R. plötzlich aus Verona hervor, schlug 23.–26. Juli bei Sommacampagna, Custozza und Volta die piemontesische Armee vollständig und hielt 6. Aug. seinen Einzug in Mailand. Am 9. Aug. bewilligte er dem Feind einen Waffenstillstand, dem zufolge derselbe alle noch von ihm besetzten Plätze der Lombardei aufgeben mußte. Als 10. März 1849 von seiten Karl Alberts die Kündigung des Waffenstillstandes erfolgte, überschritt R. 20. März den Ticino und gewann am 23. bei Novara einen entscheidenden Sieg über die Piemontesen, der Österreichs Herrschaft in Oberitalien wieder auf einige Zeit sicherstellte. Nachdem auch Venedig nach harter Belagerung im August sich hatte ergeben müssen, hielt R. seitdem als Kommandierender der zweiten Armee und als Generalgouverneur des Lombardisch-Venezianischen Königreichs die Ruhe und Ordnung daselbst mit energischer Strenge aufrecht. Herr auf Neumarkt in Krain sowie auf Rzidko in Böhmen, erhielt er 1852 durch Beschluß der Stände von Krain auch das Gut Thurn bei Laibach auf Lebenszeit. Am 28. Febr. 1857 nach 72 Dienstjahren in den Ruhestand versetzt, starb er 5. Jan. 1858 in der Villa reale zu Mailand und ist im Parkfriederschen Mausoleum zu Wetzdorf bei Wien beigesetzt. Zu Prag ward ihm 1858 und zu Wien 1889 ein großartiges Denkmal gesetzt. Vgl. Strack, Graf R. (Wien 1849); Schneidawind, Feldmarschall Graf R. (Augsb. 1851); (Schönhals) Der Feldmarschall Graf R. (Stuttg. 1858); „Denkschriften militärischen Inhalts aus dem Nachlaß Radetzkys“ (das. 1858); Trubetzkoi, Campagnes du comte R. dans le nord de l’Italie en 1848 et 1849 (neue Ausg., Leipz. 1860). Denkwürdigkeiten nach Radetzkys und Graf Thuns Aufzeichnungen (bis 1813) sind enthalten in den „Mitteilungen des k. k. Kriegsarchivs“, neue Folge, Bd. 1 (Wien 1887).