MKL1888:Rückgratsspalte

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rückgratsspalte“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 8
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Rückgratsspalte. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 8. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:R%C3%BCckgratsspalte (Version vom 07.02.2023)

[8] Rückgratsspalte (Spina bifida, griech. Hydrorhachis), angeborne Wasseransammlung im Wirbelkanal, welche in der Regel den knöchernen Verschluß desselben hindert oder, wenn er zu stande gekommen ist, durchbricht und so ein Klaffen der Wirbelringe erzeugt, bei dem sich aus der Spalte ein geschlossener Sack hervordrängt. Die R. gehört zu den häufigsten Mißbildungen und hat eine große Wichtigkeit, da bei einer Verwechselung mit andern Geschwülsten der Versuch ihrer operativen Entfernung meist den Tod nach sich zieht. Sie kommt an jeder Stelle der Wirbelsäule, überwiegend häufig jedoch in der Kreuz- und Steißbeingegend vor. Entweder ist sie Teilerscheinung großer allgemeiner Entwickelungsstörungen und deshalb gewöhnlicher Nebenbefund bei Monstren aller Art, oder sie ist alleiniges Übel und beeinträchtigt als solches durchaus nicht die Lebensfähigkeit eines damit behafteten Neugebornen. Anatomisch ist zu unterscheiden eine R., bei welcher die Wasseransammlung im Zentralkanal des Rückenmarks stattgefunden hat (Hydromyelocele), und eine R., bei welcher der Sack von den Rückenmarkshäuten gebildet wird (Hydromeningocele). Die Behandlung der R. ist bei größern Säcken eine sehr mißliche, sie beschränkt sich entweder auf vorsichtige Lagerung der Kinder, um Druck und Entzündung des Sackes zu vermeiden, oder besteht in Entleerung des Wassers; in beiden Fällen treten ganz gewöhnlich Eiterungen ein, welche durch Übergreifen auf die Rückenmarkshäute, oft auch auf das Gehirn tödlich werden. Kleine Säcke schrumpfen wohl am besten ohne operative Eingriffe; die Haut, welche mit dem Sack stets verwachsen ist, verdünnt und gerötet erscheint, wird derber, das Wasser wird aufgesogen, und die R. wird dann ohne Schaden für Leben und Wohlbefinden getragen. Vgl. Litteratur unter Mißbildung.