Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Quappe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 495
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Quappe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 495. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Quappe (Version vom 19.06.2023)

[495] Quappe (Lota Nils.), Fischgattung aus der Ordnung der Weichflosser und der Familie der Schellfische (Gadoidei), mit der einzigen Art Aalraupe (Aalquappe, Rutte, Trüsche, Leng, L. vulgaris Cuv.), 30–60 cm lang und bis 8 kg schwer, mit gestreckt cylindrischem, mit sehr kleinen Schuppen besetztem Körper, kleinem Kopf, breitem Maul mit vielen Hechelzähnen, einem Bartfaden am Kinn, seitlich zusammengedrücktem Schwanz mit abgerundeter Flosse, zwei Rückenflossen, von denen die zweite sehr lang ist, und mäßig langer Afterflosse, am Rücken, an den Seiten ebenso wie an den Brustflossen und den unpaarigen Flossen olivengrün, schwärzlich marmoriert, an den Kehlflossen, der Kehle und dem Bauch weißlich. Dieser einzige im Süßwasser lebende Schellfisch bewohnt Flüsse und Seen, namentlich die tiefern und klarern Gewässer Mitteleuropas und Mittelasiens, findet sich aber auch im Meer, z. B. in der Nordsee, hält sich bei Tag in der Tiefe unter Steinen etc. verborgen und geht nachts auf Raub aus[WS 1]. Er ist ungemein gefräßig, und in Behältern fallen sie sich gegenseitig an. Man hat beobachtet, daß die Pärchen sich durch ein fingerbreites ringförmiges Band fest aneinander schließen, vielleicht, um in solcher Weise die Begattung auszuführen. Das Band, welches vollständig der Haut der Fische gleicht, dürfte durch Ausschwitzung entstehen. Die Quappen laichen je nach den Verhältnissen zwischen November und März, sammeln sich dann oft zu großen Gesellschaften an und winden sich aalähnlich untereinander. Die Vermehrung ist, obwohl das Weibchen gegen 130,000 Eier birgt, nicht sehr bedeutend, weil die langsam heranwachsenden Jungen von Raubfischen und ältern Quappen vertilgt werden. Das Fleisch ist wohlschmeckend, die Leber gilt als Leckerbissen und liefert einen sehr feinen Thran. In Sibirien benutzt man die Haut zu Kleidern, auch zu Fensterscheiben. Nahe verwandt ist der Lengfisch (L. Molva C., Molva vulgaris Flem.), bis 2 m lang und 25 kg schwer, auf dem Rücken und an den Seiten grau, an Bauch weiß, mit dunkeln, hell gerandeten Flossen, lebt im Eismeer, in der Nord- und Ostsee, jagt in großen Tiefen Fische und Krebse, laicht im Frühling an der Küste, wird dann in großer Menge gefangen, frisch verbraucht und auf Stockfisch, Laberdan und Thran verarbeitet.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: auf