MKL1888:Pythische Spiele

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pythische Spiele“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 490
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Pythische Spiele. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 490. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pythische_Spiele (Version vom 21.03.2023)

[490] Pythische Spiele (Pythien), berühmte Kampfspiele der Hellenen, welche auf der Krissäischen Ebene bei Delphi zu Ehren des pythischen Apollon gefeiert wurden, der sie nach Erlegung des Drachen Python (s. d.) selbst eingesetzt haben sollte. Die geschichtliche Zeit dieser Spiele beginnt mit 586 v. Chr., als nach Beendigung des Heiligen Kriegs die Leitung derselben von den Delphiern auf die delphische Bundesgenossenschaft (Amphiktyonie) übergegangen war. Seitdem kehrte auch die Feier derselben nicht mehr erst, wie bis dahin, alle acht, sondern alle vier Jahre wieder, und zwar immer im dritten Jahr jeder Olympiade im delphischen Monat Bukatios (wahrscheinlich Ende August). Die Wettkämpfe waren bei den Pythischen Spielen anfangs nur musikalische und zwar Gesang zur Kithara, und diese behaupteten, später erweitert durch Gesang zur Flöte und Soloflötenspiel, hier auch größere Bedeutung als bei den andern großen Festspielen, nachdem mit der Neugestaltung der Pythien auch in ihnen die gymnastischen Wettkämpfe und die Wagen- und Reiterrennen Eingang gefunden hatten, wie besonders bei den Olympischen Spielen. Die für letztere geltenden Kampfgesetze wurden wohl auf die musikalischen übertragen; doch wurde bei diesen der Siegeskranz aus dem dem Apollon heiligen Lorbeer gewunden, dessen Zweige in feierlichem Aufzug geholt wurden. Auch Äpfel scheinen manchmal als Kampfpreis dargereicht worden zu sein, und den symbolischen Palmzweig erhielt der Sieger in den Pythien ebenso wie in den Olympien. Auch war es dem Sieger, wie zu Olympia, gestattet, auf dem Schauplatz der Wettkämpfe sich eine Siegerstatue errichten zu lassen. Die Dankopfer, Prozessionen und Siegesschmäuse, welche die Sieger veranstalteten, waren noch in der spätern Zeit sehr glänzend. Die Pythischen Spiele wurden noch zu den Zeiten des Kaisers Julian begangen und sind wohl ungefähr zu derselben Zeit abgekommen, in welcher die Olympien zu Ende gingen (Ol. 293, etwa 394 n. Chr.). Kleinere Pythien wurden in vielen andern Städten Kleinasiens und Griechenlands gefeiert. Vgl. Krause, Die Pythien, Nemeen und Isthmien (Leipz. 1841); Kirchhoff, Über die Zeit der pythischen Festfeier (in den „Berichten der Berliner Akademie“ 1864); A. Mommsen, Delphika (Leipz. 1878).