Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pulszky“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 459460
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Pulszky. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 459–460. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pulszky (Version vom 05.02.2024)

[459] Pulszky, Franz Aurel, ungar. Schriftsteller, geb. 17. Sept. 1814 zu Eperies im Sároser Komitat, widmete sich zu Miskolcz und Eperies philosophischen und juristischen Studien und bereiste sodann Deutschland, Italien, wo er in Rom zum Mitglied des archäologischen Instituts ernannt wurde, Rußland, England und Frankreich. Seine (deutsch abgefaßte) Schrift „Aus dem Tagebuch eines in Großbritannien reisenden Ungarn“ (Pest 1837) verschaffte ihm die Aufnahme in die ungarische Akademie. Vom Komitat Sáros zu dem Reichstag von 1840 gewählt, machte er sich unter den Rednern der Opposition bemerklich und ward Sekretär der mit Ausarbeitung eines neuen Strafgesetzbuchs betrauten Reichskommission. Im März 1848 vom Erzherzog-Palatin Stephan als Regierungskommissar nach Pest berufen, im April zum Unterstaatssekretär im Finanzministerium ernannt, dann in gleicher Eigenschaft nach Wien versetzt, wurde er von dem ungarischen Minister des Auswärtigen, Fürsten Esterházy, fast mit der ganzen Leitung der Geschäfte betraut. Im Verdacht, den Oktoberaufstand mit veranlaßt zu haben, war er in Wien ernstlich bedroht, entkam aber Mitte Oktober nach Ungarn und ward hier zum Mitglied des Landesverteidigungsausschusses ernannt. Bei Windischgrätz’ Anrücken flüchtete er nach Paris und wandte sich im März 1849 nach London, wo er für die Interessen des ungarischen Aufstandes eifrig wirkte. Nach Kossuths Ankunft in England begleitete er denselben auf dessen Rundreise durch Amerika, die er in Gemeinschaft mit seiner Gattin Therese P. (geb. 1815 zu Wien) unter dem Titel: „White, red, black“ (Lond. 1852, 3 Bde.; deutsch, Kassel 1853, 5 Bde.) beschrieb. Schon vorher hatte er einen historischen Roman: „Die Jakobiner in Ungarn“ (Berl. 1851, 2 Bde.), sowie „Ideen zur Philosophie der Geschichte Ungarns“ (im ungarischen „Athenäum“) erscheinen lassen, während seine Gattin außerdem: „Memoirs of a Hungarian lady“ (Lond. 1850, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1850) und „Tales and traditions of Hungary“ (Lond. 1851, 2 Bde.; deutsch, Berl. 1851) veröffentlichte. Im Mai 1852 vom Kriegsgericht in Pest in contumaciam zum Tod verurteilt, lebte P. seit 1860 mit seiner Familie in Italien, wo er 1862 an dem Zuge Garibaldis nach Kalabrien teilnahm und infolgedessen einen Monat lang in Neapel gefangen gehalten wurde. Als seine Gattin 1866 in Begleitung einer Tochter sich nach Ungarn begeben hatte, um die Zurücknahme ihrer Vermögenskonfiskation zu betreiben, und zu Ofen an der Cholera erkrankte, erhielt P. im September 1866 von der österreichischen Regierung die Erlaubnis zu einer Reise nach Ofen, fand aber Frau wie Tochter bei seiner Ankunft bereits gestorben. Er wurde bald darauf vom Kaiser begnadigt und 1867 zum Mitglied des ungarischen Reichstags gewählt, dem er jedoch seit 1876 nicht mehr angehörte; erst 1884 trat er in denselben wieder ein. P. ist Präsident der sprach- und schönwissenschaftlichen Klasse der ungarischen Akademie, seit 1869 Direktor des Nationalmuseums in Pest, das er den Anforderungen der Wissenschaft entsprechend vollständig reorganisiert hat, sowie seit 1872 Generaldirektor sämtlicher Provinzmuseen und Bibliotheken des Landes. Noch veröffentlichte er seine [460] Memoiren („Életem és levrom“, Pest 1879–82, 4 Bde.; deutsch: „Meine Zeit und mein Leben“, Preßb. 1880–83), die jedoch außer der Darstellung seiner persönlichen Erlebnisse nichts allgemein Interessantes enthalten, und „Die Kupferzeit in Ungarn“ (ungar. u. deutsch, Budapest 1884).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 691
korrigiert
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[691] Pulszky, Franz, ungar. Schriftsteller. Gesammelt erschienen seine „Publizistischen Arbeiten“ Budapest 1889.