Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pulci“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 456
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Pulci. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 456. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pulci (Version vom 03.02.2024)

[456] Pulci (spr. -tschi), Luigi, ital. Dichter, geb. 3. Dez. 1432 zu Florenz, ein Freund Lorenzos de’ Medici und Polizianos; starb 1487. Sonst ist von seinem Leben nichts bekannt. Sein Hauptwerk ist das romantisch-komische Epos „Il Morgante maggiore“ (zuerst Vened. 1481, am besten Flor. 1732, Mail. 1806 u. öfter), in 28 Gesängen, die er, wie er sie vollendete, nach und nach an Lorenzos Tafel vorgelesen haben soll. Den Inhalt, den P. nach neuern Untersuchungen einem ältern Gedicht von unbekanntem Verfasser entnahm, aber mit großem Geschick und wirklicher poetischer Kraft verarbeitete, bilden die Abenteuer Rolands und des Riesen Morgante. Bezüglich der Sprache gehört das Gedicht zu den klassischen Werken der italienischen Litteratur und ist eine der reichsten Fundgruben des echt toscanischen Ausdrucks. Außerdem hat man von P. noch eine mit unerschöpflicher Laune ausgeführte Novelle, worin er die Einfalt der Sanesen lächerlich macht (abgedruckt in den „Classici italiani“, Mail. 1804), und eine Anzahl scherzhafter Sonette, welche gewöhnlich mit denen von Niccolò Franco (s. d. 2) zusammengedruckt sind (am besten o. O. 1759). – Auch Pulcis Brüder Bernardo, geboren um 1430, und Luca P., geb. 1431, machten sich als Dichter bekannt, ersterer besonders durch seine Übersetzung der „Bucolica“ Vergils (Flor. 1481), letzterer durch sein Rittergedicht „Ciriffo Calvaneo“, sein Pastorale „Driadeo d’Amore“ und sein Gedicht zu Ehren eines von Lorenzo de’ Medici im Turnier davongetragenen Siegs: „Giostra di L. di M.“ Auch hat er unter dem Titel: „Epistole eroiche“ die ältesten Heroiden in italienischer Sprache geschrieben (Flor. 1481).