Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Puérto Rico“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 454
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Puérto Rico. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 454. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pu%C3%A9rto_Rico (Version vom 08.04.2023)

[454] Puérto Rico (auch Portorico), spanisch-westind. Insel, liegt zwischen 65°37′–67°16′ westl. L. v. Gr. und 17°54′–18°31′ nördl. Br. Die Küste ist vielfach von Inselchen und Klippen begleitet, welche den Zugang zu den übrigens vorzüglichen Häfen erschweren. Die schmale Küstenebene ist sandig und trocken auf der Südseite, feucht mit zahlreichen Lagunen auf der Nordseite (Bandal del Norte). Das Innere ist gebirgig und erreicht im Luquillo eine Höhe von 1119 m. Zahlreiche Flüsse erleichtern die Ausfuhr der Produkte des Innern. Die Bodenschätze bestehen aus Schwefel, Blei, Gold, Eisen, Kupfer und Silber, werden aber nicht ausgebeutet; nur etwas Salz wird gewonnen. Das Klima ist feucht und während der Regenzeit (September bis März) sehr ungesund. Der Pflanzenwuchs ist üppig, die Wälder liefern Hartholz, Farbholz, Balsam, Harze und Faserstoffe. Säugetiere sind durch die Europäer eingeführt worden und teilweise verwildert. Eigentümlich sind der Insel zahlreiche Vampire. An Vögeln ist kein Mangel; auch Schildkröten, Schlangen und quälende Insekten sind zahlreich. P. hat ein Areal von 9144 qkm (166 QM.) und zählte 1872: 617,327, 1880 aber 754,313 Einw. (davon 429,473 Weiße). Die Sklaverei wurde 1873 (wo es noch 32,000 Sklaven gab) abgeschafft. Für öffentlichen Unterricht ist sehr wenig geschehen. Landbau und Viehzucht sind die fast ausschließliche Beschäftigung der Einwohner. Im Flachland baut man Zucker (Ertrag 1886/87: 40,000 metr. Ton.) und Kaffee und unterhält große Viehherden, namentlich Rinder; im Bergland gedeiht Reis ohne Bewässerung. Außerdem baut man Mais, Bananen, Kassaven, Bataten, Yamswurzeln und Kokosnüsse. Südfrüchte gedeihen vortrefflich, auch die Muskatnuß wird mit Erfolg kultiviert. Pferde und Rinder sind zahlreich, weniger Schafe, Ziegen und Schweine; der Fischfang liefert einen reichen Ertrag. Der Handel hat sich in jüngster Zeit sehr gehoben. Die Ausfuhr betrug 1886: 10,293,545 Pesos, darunter 64 Mill. kg Zucker, 25,5 Mill. kg Melasse, 16,8 Mill. kg Kaffee, 2,1 Mill. kg Tabak und geringere Quantitäten Baumwolle, Häute und Rum. Die Einfuhr (1886: 11,116,555 Pesos) besteht hauptsächlich in Fleisch, Fischen, Mehl, Kohlen, Reis, Manufakturen, Kartoffeln, Spirituosen. Im J. 1886 liefen 1374 Schiffe von 1,038,904 Ton. ein. An der Spitze der Verwaltung steht ein von Spanien ernannter Gouverneur; eine Repräsentativverfassung besteht nicht. Die Einkünfte betrugen 1887/88: 3,550,372 Pesos. Die bewaffnete Macht besteht aus 3566 Mann und aus einer auf 50,000 Mann geschätzten Miliz. P. wurde im November 1493 von Kolumbus entdeckt und soll damals 600,000 Einw. (Gangulen) gehabt haben, die alle den Untergang fanden. 1510 gründete Ponce de Leon die ersten Niederlassungen, die indes jahrelang infolge innerer Zwistigkeiten und der Angriffe äußerer Feinde zu keiner Blüte kamen. Erst seit 1763 hob sich der Wohlstand der Insel, die 1778 bereits wieder 70,250 Einw. hatte. P. wird eingeteilt in sieben Departements. Hauptstadt ist San Juan Bautista de P. S. Karte „Westindien“.