Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pompadour“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 219
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Pompadour. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 219. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pompadour (Version vom 11.10.2023)

[219] Pompadour (franz., spr. pongpadūr), früher übliche Bezeichnung für einen kleinen Strick- oder Arbeitsbeutel für Damen, nach der Marquise von P. benannt.

Pompadour (spr. pongpadūr), Jeanne Antoinette Poisson, Marquise de, Mätresse des Königs Ludwig XV. von Frankreich, geb. 29. Dez. 1721 zu Paris als Tochter einer Madame Poisson und ihres Liebhabers, des Generalpachters Lenormand de Tournehem. Schön, talentvoll und in der Musik und Malerei gebildet, fand sie 9. März 1741 einen Gatten in des letztern Neffen, dem Unterfinanzpachter Lenormand d’Estioles, suchte aber, von Ehrgeiz getrieben, bald die Neigung des Königs zu gewinnen, die sie dann bereitwillig mit andern teilte, und durfte seit 1745 bei Hof erscheinen. Ihr Gemahl, dem sie bereits eine Tochter geboren hatte, ward von Paris entfernt und 1745 von ihr geschieden, später aber zum Generalpachter der Finanzen, sodann der Posten ernannt (gest. 1790). Zur Marquise von P. erhoben und 1756 zur Palastdame der Königin ernannt, benutzte die Mätresse anfangs ihren Einfluß hauptsächlich zum Protegieren von Gelehrten und Künstlern; erst später machte sie ihn auch in Regierungsangelegenheiten geltend. Sie vergab die einträglichsten Ämter an ihre oft sehr unfähigen Günstlinge. Ihren Bruder erhob sie zum Marquis von Marigny und zum Oberintendanten der öffentlichen Bauten. Den König bewog sie zu großen Geschenken an sie und hatte außer den Revenuen ihres ausgedehnten Grundbesitzer 11/2 Mill. Livres jährliche Einkünfte, die sie aber wegen ihres verschwenderischen Lebens verbrauchte. Daß Frankreich 1756 gegen Friedrich d. Gr. Partei nahm, wird zumeist dem Einfluß der P. zugeschrieben, welche durch die österreichische Allianz dem Publikum imponieren und durch einen glücklichen Krieg den König an sich fesseln wollte. Indes schädigte sie durch Entfernung des Marschalls d’Estrées selbst am meisten das französische Waffenglück. Auch brachte sie es dahin, daß der Kardinal Bernis, welcher den König zum Abschluß des Friedens zu bewegen suchte, sein Ministeramt an Choiseul abgeben mußte. Die unheilvollen Resultate des gegen Preußen geführten Kriegs, welche man der P. schuld gab, und die maßlose Verschwendung, zu der Ludwig XV. durch sie verleitet wurde, zogen ihr den Haß des Volkes zu. Dem König trotz aller unermüdlichen Versuche, ihn zu beschäftigen und Nebenbuhlerinnen fern zu halten, längst gleichgültig geworden, starb sie 15. April 1764 zu Versailles. Die „Mémoires“ (Lütt. 1766, 2 Bde.), welche ihren Namen tragen, sind ohne Wert. Wichtiger für die Geschichte der P. sind die „Mémoires de Madame Du Hausset, femme de chambre de Madame de P.“ (neue Ausg. 1846). Vgl. „Correspondance de Madame de P.“ (hrsg. von Malassis, Par. 1878); Capefigue, Madame de P. (das. 1858); Campardon, Madame de P. et la cour de Louis XV (das. 1867); Goncourt, Madame P. (neue Ausg., das. 1887).