Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Polygonēen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 207
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Polygonēen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 207. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Polygon%C4%93en (Version vom 27.01.2023)

[207] Polygonēen (Knöterichpflanzen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Zentrospermen, Kräuter, wenige Sträucher, mit knotig gegliedertem Stengel, der bei einigen windend ist, und meist wechselständigen, einfachen, in der Knospenlage mit den Rändern umgerollten Blättern, deren Stiel am Grund eine stengelumfassende Scheide bildet, welche sich oben in eine scheidenförmige Nebenblattbildung, Tute (ochrea) genannt, fortsetzt. Die vollständigen oder durch Fehlschlagen eingeschlechtigen, oft nach der Zwei- oder Dreizahl gebauten Blüten stehen einzeln oder büschel- oder quirlförmig und sind meist in Ähren oder Trauben oder Rispen vereinigt. Das Perigon ist kelch- oder blumenkronenartig und besteht aus 4–6 freien oder am Grund verwachsenen Blättern, von denen gewöhnlich die drei innern größer sind, und welche meist an der Frucht stehen bleiben oder sich vergrößern. Die Staubgefäße sind am Grunde des Perigons inseriert, in derselben Zahl vorhanden wie die Perigonblätter oder vor den äußern paarweise oder zu dreien, vor den innern einzeln stehend. Der oberständige, einfächerige Fruchtknoten ist aus 2 oder 3 verwachsenen Karpellen gebildet und mit ebenso vielen Griffeln oder sitzenden, kopf- oder pinselförmigen Narben versehen; er enthält eine einzige grundständige, orthotrope Samenknospe. Die Frucht ist eine linsenförmig zusammengedrückte oder drei-, selten vierseitige Karyopse oder Achene, welche von dem oft vergrößerten, verschiedenartig gebildeten Perigon bedeckt wird. Der Same hat dieselbe Gestalt wie die Frucht, eine häutige Schale, ein mehliges Endosperm und einen geraden, entweder an der Seite oder im Zentrum des Endosperms liegenden Keimling mit linealischen oder blattartigen und gebogenen Kotyledonen. Vgl. Meißners Monographie in De Candolles „Prodromus“, Bd. 14. Man zählt ungefähr 700 Arten, welche, über alle Erdteile verbreitet, in größter Anzahl in der nördlichen gemäßigten Zone vorkommen. Ihre grünen Teile werden mehrfach, besonders von Rumex- und Polygonum-Arten, als Futter und als Speise verwendet. Wegen der mehlreichen Samen werden einige Arten von Polygonum (Buchweizen) wie Getreide angebaut. Die Wurzeln mehrerer Arten der Gattung Rheum (Rhabarber) liefern wichtige Arzneistoffe.